Ähm . . . die liebe Conny hat gemeint, ich soll mal meine Fanfiction hier posten, auch wenn sie keine TT Fanfiction sondern eher eine Fluch der Karibik Fanfiction ist . . .
Es ist meine allererste und sie ist ein bißchen schnulzig. Ich mag sonst keine Schnulzen, weder bei Filmen noch bei Büchern. Aber irgendwie . . . keine Ahnung!
meinen beiden Beta-Lesern Conny und Sabs, die mich kreativ, emotional und nicht zu letzt technisch unterstützt haben. Danke für eure Geduld und Ausdauer; das alles 100 mal zu lesen, in Rohfassung, ausgearbeitet und schließlich als Endergebnis. Selbsthilfegruppe ist schon in Planung.
und nicht zu letzt dem wunderbaren JD, best Actor in the World, ohne dessen geniale Kreation des Jack Sparrow es diese Geschichte niemals gegeben hätte.
Silbern schien der Mond in die stille Bucht wo die Piraten standen. Sie hatten einen Kreis gebildet und schauten sich schweigend an. "Dies ist unser aller Fluch", beendete Dark Jim die Stille. "Unser Schatz! Unser Glück! Unser Verderben!" Die anderen nickten stumm. "Nur wir gemeinsam können den Schatz heben! Versiegelt mit unserem Blut kann er auch nur mit unserem Blut befreit werden. Für Zeiten der Not." Wieder nickten die anderen. "Unser Schatz", flüsterte Tom heiser.
"Was ist, wenn einer unser Geheimnis verrät?" fragte Snake. "Keiner kann den Schatz allein bergen. Was auch immer er versuchen wird. Sollte unser Versteck verraten werden, währt der Fluch ewig. Er kann nur gelöst werden auf einem einzigen Weg: ein direkter Nachkomme von einem von uns muss den Schlüssel hier her bringen." Die anderen nickten zustimmend. "Und dann muss er die Formel sprechen, die den Fluch aufhebt! Erst wenn wir alle tot sind ist das möglich!" Jim hielt ein Medaillon in die Höhe. Dann legte er ein Pergament hinein. Darauf stand die Formel zum Lösen des Fluches. Dann verschloss er es. Die Piraten legten ihre Hände auf das Medaillon. "Hundert Jahre verschlossen . . . " Der Vollmond schien hell. So besiegelten sie ihren Fluch . . .
Dann vergruben sie den Schatz in der Bucht und segelten davon. Sie kamen an dieser Stelle nie wieder zusammen . . .
Irgendwo mitten auf der karibischen See stand, an den Großmast der stattlichen 'Lady Catharine' gelehnt, ein junges schlankes Mädchen und blinzelte in die Sonne. In ihren dunklen langen Haaren spielte der Wind, ihr wunderschönes weißes Kleid leuchtete im Sonnenlicht. Bald würden sie Port Kings erreichen, den Hafenort, wo sie von nun an leben würden. Ihr Vater, Lord James, war von England nach Port Kings versetzt worden, er würde von nun an Gouverneur in der Karibik sein. Sie freute sich sehr auf das, was vor ihr lag. Denn obwohl sie nach außen hin die wohlerzogene adelige Tochter war, die sie sein sollte, so hatte sie doch eine gehörige Portion Abenteuerlust und Freiheitsliebe in sich, innerlich war sie eine kleine Rebellin.
Ihre Mutter war früh gestorben, und so war es ganz natürlich, dass ihr Vater sie über alles liebte und ihr jeden Wunsch erfüllte. Immer, wenn er in ihre braunen Augen sah, sah er darin seine geliebte Frau, die er so früh verloren hatte.
"Nun, Emily, aufgeregt?" Lord James trat neben seine Tochter und legte den Arm um sie. Emily lächelte. Sie liebte ihren Vater und war stolz auf ihn. Sie konnte sich keinen Mann vorstellen, der ihrem Vater jemals das Wasser reichen konnte. Sie mochte nicht ans Heiraten denken trotz ihrer 18 Jahre. In England hatten ihr einige adelige Söhne den Hof gemacht. Emily war eine gute Partie. Sie war hübsch und sehr wohlhabend, ihr Vater hatte einen guten Ruf. Aber stets hatte sie die unnahbare Kühle gespielt, alle hatten sich an ihr die Zähne ausgebissen. Und jetzt ließ sie England hinter sich, würde in der Karibik ein neues Leben anfangen. Sie würde dem Haushalt des Vaters vorstehen, sie beide würden ein freies, ungezwungenes Leben führen, frei von gesellschaftlichen Zwängen und Etikette. Auch wenn es in Port Kings einige angesehene Adelige und Admiräle gab so lebte man dort doch um einiges freier als in Europa.
Emily lächelte vor sich hin. Der Himmel war endlos blau, kleine Wellen schäumten um den Bug. Emily hatte sich in ihrem Leben noch nie so frei gefühlt. Doch irgend etwas schien diese Idylle zu stören. Emily blinzelte. Narrte sie die intensive Sonnenstrahlung oder war das tatsächlich ein schwarzer Punkt am Horizont? Emily kniff die Augen zusammen. Der Punkt kam näher.
"Piraten!" Noch ehe Emily diesen Gedanken fassen konnte schrie es jemand vom Großmast herunter. "Piraten!" Vielstimmig hallte es voller Panik über das Deck. Das letzte Segel wurde gehisst um die Geschwindigkeit zu erhöhen. Aber gleichzeitig wußte es jeder an Bord: Das Schiff, welches sie verfolgte war schneller, würde sie in kurzer Zeit eingeholt haben. Sie waren verloren. Kreidebleich starrte Lord James auf das immer näher kommende Schiff, unfähig, sich zu rühren. Schwarze Segel wehten im Wind. Doch plötzlich kam Leben in ihn. "Emily", schrie er. "Los, unter Deck!" Emily gehorchte wie in Trance. Blitzschnell rannte sie die Treppe hinab, schloss die Tür hinter sich und ließ sich zitternd aufs Bett fallen. "Piraten!" Dieser Gedanke schoss ihr immer wieder durch den Kopf. Was würde nun werden? Sie kannte viele Geschichten über Piraten! Seeleute, Gäste ihres Vaters, hatten manchmal davon erzählt. War das wirklich alles wahr? Wie lange würde es noch dauern, bis das Schiff sie erreicht hatte? Denn dass dies der Fall sein würde war sicher. Emily wagte kaum zu atmen.
Da wurde die angespannte Stille jäh unterbrochen. Kanonenschüsse krachten über ihr, gleichzeitig wurde das Schiff bis aufs Innerste erschüttert. "Volltreffer" schoss es Emily durch den Kopf. Was, wenn das Schiff nun sank? Sollte sie bleiben oder doch wieder an Deck gehen? Trotz aller Angst klopfte ihr Herz vor Aufregung. Weitere Kanonenschüsse klatschten neben dem Schiff ins Wasser. An Deck brandete Lärm auf. So nah war das Piratenschiff schon? Emily versuchte vergeblich, durch das Fenster ihrer Kajüte etwas zu erkennen. Der Lärm an Deck schwoll an. Stimmen schwirrten durcheinander. Waffen klirrten. Dann war es schlagartig ruhig. Gerade überlegte Emily, ob sie sich an Deck wagen sollte, da dröhnten Schritte auf der Treppe. Emilys Finger krallten sich in die Decke ihres Nachtlagers. Die Tür ihrer Kajüte wurde aufgerissen und eine dunkle Gestalt wurde sichtbar. Emily erschrak. Sie wollte schreien, aber die Stimme versagte ihr. Vor ihr stand ein Pirat. Er war sehr groß und kräftig. Das bunte Hemd, welches er trug, war an zahlreichen Stellen löchrig. Seine Hand richtete ein Schwert auf sie. "Mitkommen!" schrie er. Dabei packte er Emily am Arm und zog sie in Richtung Treppe. Emily stolperte hinter ihm her, hinauf an Deck. Bei der obersten Stufe blieb sie mit ihrem Kleid hängen und es riss ein. Emily bemerkte es kaum. Sollte sie sich losreißen? Aber wohin? Was war mit der Crew? Wo war ihr Vater? Angstvoll schaute sie sich an Deck um. Sie sah niemanden. Waren sie alle tot? Emily wagte nicht weiterzudenken während der Pirat sie immer weiter mit sich zog. Dann sah sie die Mannschaft. Geknebelt. Bis aufs Hemd ausgeplündert. Ihr Vater, an den Großmast gefesselt, sah sie mit angstvollen Augen an. In seinem Mund steckte ein dreckiges Tuch.
"Hilfe. HILFE!" Jetzt endlich fand Emily ihre Stimme wieder. Der Pirat, der sie noch immer fest gepackt hielt, lachte und entblößte eine große Zahnlücke. "Eure Leibwächter haben sich ja nicht lange gehalten", sagte er spöttisch und wies auf die gefesselte Mannschaft am Mast. "Wir werden besser auf Euch acht geben!" Damit zog er Emily auf die Planke, die die 'Lady Catherine' mit dem Piratenschiff verband. "Los, hauen wir ab", rief er einigen anderen Piraten zu, die noch eifrig Truhen durchwühlten, die sie aus dem Laderaum des Schiffes an Deck getragen hatten. Die Piraten ließen die Truhen im Stich, es war eh nichts mehr zu holen, und folgten Emily und dem Pirat auf das Schiff mit den schwarzen Segeln.
"Bitte lass es nicht wahr sein", flüstere Emily und ihr Blick richtete sich verzweifelt nach oben. Genau über ihr wehte die schwarze Piratenflagge. Emily schwankte. Vor ihr verschwamm der grinsende Totenkopf über den gekreuzten Säbeln mit dem Horizont . . .
"Na na, junge Dame", klang es an Emilys Ohr. Emily öffnete die Augen. Langsam wurden die Konturen wieder schärfer. Und Emily schaute in die schönsten braunen Augen die sie je gesehen hatte. Sie blinzelte. Sicher war alles gut . . . Doch so schnell wie dieser Gedanke sie durchflutet hatte, so schnell war er auch wieder verflogen. Vor ihr stand ein anderer Pirat. Er war nicht sehr groß, eher schlank im Gegensatz zu dem Schrank, der sie an Bord dieses Schiffes gebracht hatte. Seine Haare waren lang und zu Dreadlocks geformt, sie wurden von einem roten Tuch aus der Stirn gehalten. In seinen Bart waren kleine Zöpfe geflochten, sein weißes Hemd war weit und abgetragen und hing locker über die graue Hose. Perlen und alle möglichen anderen Dinge waren in seine Haare geknotet, an seinen Fingern steckten Ringe. Alles in allem sah er irgendwie sehr unwirklich aus. Emily starrte ihn an. Der Pirat streckte ihr hilfreich die Hände entgegen. "Ist Euer Ohnmachtsanfall vorbei?", sagte er und lächelte. Dabei entblößte er einige Goldzähne in seinem an sich fast makellosem Gebiss. So erschien es Emily zumindest im Vergleich zu all den anderen Piraten die sie inzwischen gesehen hatte.
Zögernd griff Emily zu. Die Hand fühlte sich warm an. Und weit aus zarter als die des Piraten, der sie hergebracht hatte. Emily nahm allen Mut zusammen. "Was wollt Ihr von mir?" fragte sie den Piraten der ihre Hand hielt. "Lasst mich frei. Bitte!" Emilys Blick hing flehend an seinen Lippen. "Der Pirat lächelte. "Tut mir leid Schätzchen, aber wir brauchen Euch. Übrigens", wandte er sich an die anderen Piraten, "die junge Lady steht unter meinem persönlichen Schutz. Niemand rührt sie an!" Die anderen Piraten murrten aber sie wussten, dass mit dem Captain nicht zu spaßen war. So locker er sonst auch war. "Na, dann kannst du ihr schon mal die Küche zeigen", rief einer und alle lachten. "Gute Idee", antwortete der Pirat, lies Emilys Hand los und öffnete schwungvoll eine Tür, hinter der eine Treppe zum Vorschein kam. "Ladys first", sagte er mit großer Geste und ließ Emily vorangehen.
"Willkommen auf der 'Black Pearl'! Ich bin übrigens Jack Sparrow. Captain Jack Sparrow!"
Emily saß zitternd auf dem harten Boden einer finsteren, kargen Kajüte und starrte auf die Tür, hinter der soeben der Pirat verschwunden war. Was würde denn jetzt mit ihr geschehen? Wo wurde sie hingebracht? Das konnte doch alles nicht wahr sein. Gedankenverloren griff Emily nach dem Medaillon, dass an einer Kette um ihren Hals hing. Es war ein Erbstück ihrer verstorbenen Mutter. Von ferne hörte sie grölende Männerstimmen. Sie konnte nichts weiter tun als abwarten, die Tür war abgeschlossen. 'Ihr Vater', dachte sie zum wiederholten Male. Er würde sie suchen. Und er würde sie retten. Er würde sie niemals den Piraten überlassen. So versuchte sie, sich selbst zu beruhigen . . .
Jack Sparrow stand am Bug und schaute in den blauen Himmel. Jetzt war das Glück wieder auf seiner Seite. Er hatte den letzten Teil der Schatzkarte. Und er hatte das Mädchen. Na, vorläufig hatte das Mädchen auch den letzten Teil der Schatzkarte, nur wusste sie nichts davon. Jack lächelte vor sich hin. Barbossa war schlau. Aber nicht schlau genug. Ohne den letzten Teil nützte ihm der Schatz nichts. Und ohne das Mädchen. Sie mussten versuchen, vor Barbossa und seiner Crew auf der Isla Safia zu sein. Dort würden sie ihnen einen Hinterhalt legen und die Karte an sich nehmen. Der Schatz würde ihrer sein. Die Pearl war das schnellste Schiff in der Karibik . . .
Nur wenige wussten von dem Schatz. Von seinem Geheimnis. Von seinem Fluch . . . Vor etwa hundert Jahren hatte der berüchtigte Pirat Dark Jim einen Schatz vergraben. Viele Legenden woben sich seit dem um diesen Schatz. Der Schatz schien verflucht zu sein, Jim und seine Crew hatten den Fluch mit ihrem Blut besiegelt, so hieß es. Nur gemeinsam wollten sie zurückkehren und den Schatz heben. Doch es war anders gekommen. Die Verschwörung des Schatzes war verraten worden. Jemand hatte versucht, den Schatz allein an sich zu bringen. Aber er war gescheitert. Und der Schatz war für die Verschwörer unerreichbar geworden. 100 Jahre verflucht! Lösbar nur durch den Träger des Schlüssels zum Schatz. Nur er konnte den Bann lösen. Den Träger hatte er gefunden. Oder vielmehr die Trägerin.
Jack hatte lange gebraucht, das Rätsel zu lösen. Einige Jahre waren vergangen, seit er zum ersten Mal vom verfluchten Schatz der Isla Safia gehört hatte. Seit dem wußte er was er wollte. Er wollte diesen Schatz. Mühselig hatte er alle Puzzleteile zusammengetragen. Er war sehr vorsichtig gewesen, hatte nur wenigen davon erzählt. Und trotzdem war er verraten worden. Und nun war Barbossa auch hinter dem Schatz her. Und unglücklicherweise war es ihm gelungen, die Karte an sich zu bringen. Nur fehlte darauf noch das entscheidende Detail. Sozusagen der Schlüssel. Auf der Karte, die Barbossa besaß, befand sich die Lage der Isla Safia. Und die Lage der Bucht. Jack hatte die Karte schon tausende Male betrachtet. Er würde blind die Insel finden. Doch auf dem Stück, was noch fehlte, befand sich die Lösung des Bannes. Ohne diesen Schlüssel war alles andere sinnlos.
Jack wusste selbst nicht genau, wie dieser Schlüssel aussah. Nur soviel wußte er: er konnte nur vom Träger benutzt werden. Deswegen war das Mädchen so wichtig. Was danach mit ihr geschehen sollte? Jack hatte sich darüber noch keine Gedanken gemacht. Nachdenklich betrachtete er die schäumenden Wellen, die sich am Bug der Pearl brachen. Er liebte die See. Nie würde er diese Freiheit aufgeben, für nichts auf der Welt. Nie fühlte er sich glücklicher als mit einer Handbreit Wasser unterm Kiel. Mindestens. Jack beugte sich weiter über die Railing. Nichts als Tiefe unter ihm. Er war Pirat für's Leben. An sein früheres Leben konnte er sich kaum noch erinnern. Oder vielleicht wollte er es auch nicht.
Jack war schwer einzuschätzen. Davon konnte seine Crew ein Lied singen. Wenn man dachte, man hätte ihn durchschaut, konnte man sicher sein, dass er genau das Gegenteil von dem tat, was man gerade erwartet hatte. Er war ein Schlitzohr, ein sehr gerissenes noch dazu. Aber er verstand es meisterhaft, alle Menschen in seinem Umfeld glauben zu lassen, er wüsste nicht was er tat. Und doch wußte er meistens ganz genau was er wollte. Er war auch bereit, dafür weit zu gehen. Doch so egozentrisch Jack auch schien, er hatte schon oft sein gutes Herz bewiesen. Doch das meistens ohne großes Aufheben. Ohne dass es jemand merkte. So kannten ihn nur wenige.
Seine Crew vertraute ihm blind und er vertraute seiner Crew. Trotz des Verrats damals. Soetwas würde nie wieder passieren. Dafür legte Jack seine Hand ins Feuer. Damals hatte Bloody Finger Barbossa in einer durchzechten Nacht in Tortuga sternhagelvoll die Legende von dem Schatz verraten und hatte ihm Zutritt zur Pearl verschafft. Gemeinsam hatten sie die Wache überwältigt und die Karte aus dem Versteck geholt, über das die ganze Crew Bescheid gewusst hatte. Die Wache hatten sie an den Mast gefesselt und die Pearl seeuntauglich gemacht. Das hatte ihnen einen guten Vorsprung verschafft. Doch Pech für sie, dass Jack EIN Geheimnis für sich behalten hatte. Und als das Mädchen karibische Gewässer erreichte wußte er, das seine Chance gekommen war. Dank seines Kompasses war es ganz leicht gewesen, das Schiff zu finden . . .
Jack lächelte zufrieden vor sich hin. Das Mädchen wusste noch nichts von dem Schatz, den sie bei sich trug. Sie wußte auch nicht, warum sie ihn trug. sie wußte nichts, von ihrer Vergangenheit . . . Denn der Schlüssel, was auch immer es war, konnte nur deswegen ausschließlich von seinem Träger benutzt werden, weil es ein Erbstück war. Weil er nur funktionierte, wenn die Blutlinie nicht unterbrochen wurde . . . und sie wurde nicht unterbrochen. Denn Emily war nicht die Tochter des Gouverneurs. Dieser hatte einst ihre Mutter geheiratet, und sie damit aus einer heiklen Situation gerettet. Er hatte seine Frau sehr geliebt. Und ihre Tochter ebenso. Emily war als seine Tochter aufgewachsen. Und als ihre Mutter starb schien die Wahrheit nicht mehr von Bedeutung.
Aber Emily war nicht seine Tochter. Sie war ein Nachkomme von Dark Jim.
Emily schaute teilnahmslos aus dem winzigen Fenster ihres Gefängnisses. Draußen war es dunkel. Ihre Angst war nach und nach unbeschreiblicher Wut gewichen. Warum hielt man sie hier fest? Was wollten die Piraten von ihr? Bis auf eine Hand, die ihr einmal Wasser durch die Tür geschoben hatte, hatte sich noch keine Menschenseele um sie gekümmert. Emily war erschöpft und hungrig. Sie hatte es aufgegeben gegen die Tür zu hämmern. Sie hatte auch aufgegeben zu Rufen. Es schien sie ja doch keiner zu hören. Resigniert lehnte sich Emily gegen die Tür.
Plötzlich stutzte sie. Waren das Schritte da draußen? Emily erhob sich und lauschte. Tatsächlich. Da kam jemand. Emilys Herz klopfte. Ach was, was hatte sie schon zu verlieren. Emily klopfte an die Tür! "Ist da jemand?" rief sie. "Bitte, redet mit mir!" Die Schritte hielten an. Ein Schlüssel klapperte. "Ja, junge Miss?" Die Tür öffnete sich zaghaft und vor Emily stand ein Pirat den sie noch nicht gesehen hatte. Er war sehr groß und dünn und sah gar nicht so furchterregend aus wie sie sich Piraten immer vorgestellt hatte. Emily versuchte möglichst kühl zu wirken und nicht zu zeigen, dass es ihr doch nicht ganz wohl zu Mute war. "Ich möchte augenblicklich zum Captain gebracht werden", sagte sie von oben herab. Ihre Stimme zitterte ein wenig. "Ich habe ein Recht zu erfahren, warum ich hier festgehalten werde!" Der Pirat sah sie überrascht an. Soviel Courage hatte er wohl nicht erwartet. "Nun, dann folgt mir", antwortete er. Er fasste sie am Arm, gar nicht so derb wie befürchtet, und brachte sie zur Kajüte des Captains.
Der Pirat klopfte an. "Ja?", erklang eine Stimme vom Inneren. Emilys Mut schwand ein wenig. Was tat sie eigentlich hier? "Die Gefangene möchte den Captain sprechen", antwortete ihr Begleiter. "Tretet ein, junge Dame!" Die Tür öffnete sich und Emily machte unsicher einen Schritt nach vorn. Emily hatte sich keine Gedanken darüber gemacht, wie wohl die Kajüte eines Piratencapitains aussah. Aber so hatte sie sich Jacks Sparrows Reich nicht vorgestellt. Keine Mengen an Waffen, keine Folterinstrumente, keine unheimlichen Dinge. Die Kajüte war ziemlich klein, einigermaßen hell und recht karg. Einige Karten lagen auf dem Tisch, dazu ein Kompass. "Nun, vielen Dank, Pete", Jack wandte sich an den Piraten, der Emily hergebracht hatte. "Die junge Dame wird mir schon selbst erklären, was sie wünscht." Pete nickte. Und dann schloss sich die Tür hinter Emily.
Emilys Herz schlug ihr bis zum Hals. Doch sie versuchte, sich nichts davon anmerken zu lassen. "Nun, Ihr wolltet mich sprechen?" beendete Jack das Schweigen. Emily gab sich einen Ruck. Die Wut, die in ihr tobte, gewann wieder Oberhand. "Ich bitte um eine Erklärung" sagte sie möglichst forsch. "Was wollt Ihr von mir. Warum werde ich hier festgehalten?" Sie sah ihm dabei fest in die Augen. Jetzt nur keine Schwäche zeigen. Der Captain lächelte. Seine umwerfend braunen Augen strahlten. Sein Blick irritierte Emily und das ärgerte sie. Sie musste einen klaren Kopf behalten. Sie senkte den Blick.
"Wisst Ihr, junge Dame" antwortete Jack, "Ihr seid sehr nützlich für uns." Er schwieg. Emily sah ihn fragend an. Für was könnte sie einem Piraten nützlich sein? "Ihr habt den Schlüssel zu unserem Schatz. Nein, Ihr SEID der Schlüssel", fuhr Jack fort. Seine Augen hatten einen geheimnisvollen Glanz. Emily war verwirrt. Sie hatte WAS? Einen Schlüssel zu einem Schatz? Wenn es so wäre wüsste sie es doch. "Ich habe gar nichts", antwortete sie kühl. "Wo sollte ich denn einen Schlüssel haben. Und vor allem: woher?" Emilys Gedanken arbeiteten fieberhaft. Sagte der Captain die Wahrheit? Aber wie sollte sie denn an einen Schlüssel von einem Piratenschatz gekommen sein?
"Es gibt etwas, dass Ihr immer bei euch tragt", sprach Jack weiter. "Etwas, dass Ihr nie ablegt." Geistesgegenwärtig griff Emily nach dem Medaillon. "Genau das meine ich!" Jack hatte jede ihrer Bewegungen verfolgt. "Mein Medaillon?" Die Geschichte wurde immer verworrener. "Aber das habe ich von meiner Mutter!" "Eben!" Jack lächelte wieder. "Was hatte meine Mutter denn mit Piraten zu tun?" "Vielleicht mehr als Ihr denkt! Öffnet es und schaut nach!" "Es lässt sich nicht öffnen", antwortete Emily. "Ich habe es schon oft versucht!" "Dann müssen wir eben warten." Jack schien zufrieden. "Bitte, antwortet mir", bat Emily jetzt eindringlich. "Wie kommt meine Mutter an ein Piratenmedaillon?" "Na, sie hat wohl nicht ihr ganzes Leben in England verbracht wie es scheint." Jack nahm den Kompass vom Tisch, klappte ihn auf und betrachtete ihn.
Emily schwieg. War das wirklich die Wahrheit? Aber ihr Vater hatte nie etwas davon erzählt. Auch er war noch nie in der Karibik gewesen. Das hatte Emily zumindest immer geglaubt. Und wenn sie nun das Medaillon einfach über Bord warf? Dann gab es keinen Grund mehr für die Piraten, sie hier festzuhalten. Sie könnte zu ihrem Vater zurückkehren und friedlich in Port Kings leben. Aber glaubte sie wirklich, die Piraten würden sie einfach so gehen lassen? Wenn sie alle Hoffnung auf einen Schatz zerstört hatte? Sicherlich nicht. Besser war es wohl sie wartete ab. Immerhin brauchten die Piraten sie, dass hatte ihr der Captain gerade erklärt. Somit konnten sie ihr vorläufig nichts tun. Das auch ein gutes Stück Abenteuerlust mit dabei war mochte sich Emily nicht eingestehen . . .
Noch immer stand sie wortlos vor Jack, der sie die ganze Zeit beobachtet hatte. "Bitte", wandte sie sich jetzt an ihn, "ist es denn wirklich nötig, mich einzusperren? Das hier ist ein Schiff. Hier kann ich sowieso nicht weglaufen." Wieder lächelte er. "Ihr habt Recht, Miss! Ihr dürft Euch von jetzt ab frei bewegen. Wir brauchen Euch wegen dem Schatz, Ihr braucht uns, um wieder zurück nach Port Kings zu kommen. Das scheint mir ein fairer Handel." Er klappte den Kompass zu und steckte ihn ein. Emily lächelte gezwungen zurück. Sie wollten ihr nichts tun. Sie war ersteinmal in Sicherheit. Mehr noch, sie war für die Piraten unbedingt notwendig. Auch sie hatte also einen Trumpf in der Hand. "Abgemacht?" Jack hielt ihr die Hand hin. Emily schlug ein. Diesem unverschämten Captain würde sie es nicht so leicht machen. Was bildete der sich eigentlich ein. Emily nahm sich vor, ihn genau zu beobachten. Sie würde vorsichtig sein. Sie würde, nein, sie musste ihren Vorteil ausnutzen.
Am Steuerrad der Dark Mary stand ihr Captain und blickte finster vor sich hin. Sein langer dunkler Mantel wehte im Wind. Irgendetwas stimmte nicht mit dem Schatz. Das hatte Barbossa schon die ganze Zeit geahnt. Jetzt hatte er die Gewissheit. Sparrow war schlau. Er hatte wohl nicht alle Geheimnisse seiner Crew verraten. Was immer es war, was ihm zu seiner Karte fehlte, es musste an Bord der Black Pearl sein. In Besitz eines jungen Mädchens. Zum Glück gab es in der Karibik immer jemanden, der mehr wusste als andere, und der vor allem auch bereit war, es für ein paar Becher Rum zu verraten. Aber wie sollte er dieses Stück an sich bringen? Einen offenen Kampf mit der Pearl wollte er nicht riskieren. Er musste Jack Sparrow eine Falle stellen, soviel stand fest. Seine Gedanken arbeiteten fieberhaft. Dann leuchteten seine Augen . . .
Derweil stand Emily auf dem Deck der Pearl unbemerkt in einer Ecke und versuchte, möglichst teilnahmslos auszusehen. Tatsächlich aber war sie hellwach und beobachte scharf ihre Umgebung. Alle Fluchtmöglichkeiten hatte sie durchdacht und wieder verworfen. Unbemerkt kam sie hier nicht weg. Besser war es wohl, sie verhielt sich ruhig, machte gute Miene zum bösen Spiel und ließ die Crew, und vor allem den Captain, in dem Glauben, sie arbeite mit ihnen zusammen. Sicher würde ihr Vater nach ihr suchen lassen. Und bis er sie gefunden hatte musste sie eben hier ausharren. Der Captain schien ihr zu vertrauen. Immerhin hatte er zugestimmt, dass sie nicht länger eingeschlossen bleiben musste. Trotzdem war sie wütend auf ihn. Seine forsche unverschämte Art, mit der er sie ansah. Was erlaubte er sich eigentlich. 'Ich hasse ihn', dachte Emily grimmig. 'Wegen ihm bin ich hier . . . '
Barbossa war fest entschlossen, den Schatz zu kriegen. Er war so nahe dran. Niemand würde ihm das nehmen. Er hatte es geschafft, dass die Karte in seinen Besitz gelangt war, hatte Jack Sparrow überlistet, hatte jetzt auch noch das letzte Geheimnis gelüftet. Und bald würde die Falle zuschnappen. Er lächelte vor sich hin. Die Dark Mary nahm Fahrt auf . . .
Die Sonne sank und noch immer stand Emily abseits an Deck. Doch so sehr sie auch versucht hatte sich unsichtbar zu machen, ihr Versteck war nicht unentdeckt geblieben. "Na, Liebes, ganz allein?" Jack schien sie von oben nach unten zu mustern. Emily war das unangenehm. Wut stieg erneut in ihr hoch. Diesem Captain würde sie schon noch was erzählen. "Miss James, wenn ich bitten darf", sagte sie möglichst von oben herab. "Oh, Entschuldigung", antwortete er und grinste frech. Emily funkelte ihn böse an. "Verscherzt es Euch besser nicht mit mir", gab sie grimmig zurück. "Sonst werdet Ihr es noch bereuen!" "Oh!" Jack legte die Handflächen aneinander und richtete seinen Blick ergeben auf den Boden. 'Er macht sich über mich lustig', dachte Emily wütend. Er machte ihr keine Angst mehr.
Eine Weile standen sie schweigend nebeneinander. Seine Nähe bereitete Emily Unbehagen. Oder wie sonst sollte sie dieses seltsame Gefühl deuten, dass sich in ihr breit machte. Sie versuchte, es sich nicht anmerken zu lassen. "Vielleicht hättet Ihr die Güte mir zu erklären, wie meine Mutter an ein Piratenmedaillon gekommen ist?" begann sie schließlich eine erneute Unterhaltung. Sie versuchte, ihre Stimme ruhig zu halten. "Ist das nicht mein gutes Recht?" Jack sah sie schweigend an. Da war er wieder, dieser Blick. Emily schaute verwirrt zu Boden. "Ihr habt Recht", antwortete Jack nach einer Weile. "Ihr solltet es erfahren."
Inzwischen war es fast ganz dunkel geworden. Jack war nur noch eine dunkle Silhouette neben ihr. Emily platzte fast vor Neugierde. Aber das durfte sie sich auf keinen Fall anmerken lassen. Möglichst gelangweilt sah sie Jack an. "Euer Vater", begann dieser und holte tief Luft, "ist gar nicht Euer Vater!" Emily traute ihren Ohren nicht. "Wie bitte soll ich das verstehen? Warum ist mein Vater nicht mein Vater?" Ihre mühsam aufrecht erhaltene Etikette brach zusammen. Mit weit aufgerissenen Augen starrte Emily Jack an. "Der Gouverneur ist nicht Euer Vater", wiederholte Jack. "Er hat Eure Mutter geheiratet als sie Euch schon erwartete. Euer wirklicher Vater war ein Pirat!" In Emilys Kopf drehte sich alles. Was erzählte er da? Ihr Vater war ein Pirat? Das konnte einfach nicht wahr sein. Wütend sah sie Jack an. "Das ist eine Unverschämtheit!" Emily versuchte, ihre Fassung zurückzugewinnen. Wenn er dachte, dass er sie damit einschüchtern konnte, dann irrte er sich.
Jack sah sie ernst an. "Es ist die Wahrheit, Miss James", er betonte auffällig die letzten beiden Worte, "oder was meint Ihr, wie Ihr sonst an einen Schlüssel zu einem Piratenschatz gelangt seid? Warum sollte ich mir soetwas ausdenken? Ich könnte mir Schöneres vorstellen, als ein verzogenes Gouverneurstöchterchen an Bord zu haben auf das ich Acht geben muss. Dank Euch ist die Geschichte durchaus nicht einfacher geworden!"
Emily starrte Jack an. In ihr sträubte sich alles gegen das, was Jack gerade gesagt hatte. Aber sie wusste, dass er Recht hatte. Sie wusste es in dieser Sekunde. Schweigend standen Jack und Emily an der Railing. Jedes weitere Wort war überflüssig . . . Emily zog ihr Medaillon hervor und versuchte es zu öffnen. Sie hatte es schon oft versucht. Stets vergebens. So auch heute. Es war wohl schon zu lange nicht mehr geöffnet worden. Man würde es zerschlagen müssen um es zu öffnen. Aber dann würde man es zerstörten. Die letzte Erinnerung an ihre Mutter . . . ein Piratenmedaillon . . .
Ein lauter Schrei riss sie aus ihrer Versunkenheit. Er kam vom obersten Mast. Die Crew, die sich noch an Deck befand rannte in Richtung Bug. Was war denn das? Mitten im Wasser brannte etwas. Ein Schiff vielleicht? Wo kam es auf einmal her? Große Flammen schlugen gen Himmel. Alle beobachteten aufgeregt das berennende Etwas vor ihnen. Nur Emily hatte sich ein Stück nach hinten verzogen. Mitten in der Piratenmeute, dass war nicht gerade der Platz, wo sie sich wohl fühlte. Niemand bemerkte in der Aufregung das kleine Boot, dass sich, verborgen von der Dunkelheit, an der Pearl entlangschob, und das Seil, dessen eines Ende sich mittels eines Hakens am Heck festmachte . . .
Emily spürte plötzlich eine derbe Hand im Nacken und die Kälte einer blanken Klinge an ihren Hals. "Hallo Püppchen", klang es zischend an ihr Ohr. "Ruhig, dann passiert Euch nichts. Ihr kommt jetzt mit uns." Emily wollte schreien, aber die Hand hielt ihr den Mund zu während sie rückwärts gezogen wurde. 'Hilfe!' schrie sie innerlich. Niemand sah sie, niemand bemerkte die Männer, die sie so festhielten, dass sie sich kaum rühren konnte . . .
Niemand? Jack hatte, als er erkannte, dass es sich bei dem brennenden Etwas um ein Boot voll Lumpen handelte, den Menschenauflauf am Bug verlassen und sah sich misstrauisch um. Hier stimmte doch etwas nicht. Er verbarg sich hinter der Treppe und sah 3 Männer aufs Schiff kommen. Er hatte also Recht gehabt, das hier war eine Falle. Aber ehe er die Crew rufen konnte hatten die Männer Emily schon in ihre Gewalt gebracht. Er hatte nicht bemerkt, dass sie zurückgeblieben war. Jack biss sich auf die Lippen. Wenn er jetzt die anderen rief würden die Männer Emily töten. Er suchte angestrengt die Umgebung ab, da entdeckte er die Dark Mary, die nicht weit von der Pearl trieb. Alle Lichter an Bord waren gelöscht. Deswegen hatte die Pearl sie nicht bemerkt. Er beschloss, ein Beiboot klar zu machen und dem Boot der Männer unauffällig zu folgen. Einen Angriff konnte er nicht riskieren, seine Männer waren überhaupt nicht auf einen Kampf vorbereitet. Außerdem musste er versuchen, die Gefahr für das Mädchen möglichst gering zu halten. Jack war sich nicht sicher, ob es Barbossa bewusst war, dass die junge Miss James lebend gebraucht wurde.
Während die Crew am Bug nun ausgelassen grölte, kletterte Jack an dem Seil, an dem soeben die Männer Emily an Bord der Mary gebracht hatten, hinauf ans Deck von Barbossas Schiff. Wie sollte er Emily retten? Wo würde Barbossa sie einsperren? Wie sollte er unbemerkt wieder fliehen? Während Jack über all das nachdachte war er am oberen Ende des Seils angekommen. Und im selben Moment ertönte ein metallisches Klicken neben Jack. Er blickte auf und sah genau in den Lauf einer Pistole. "Willkommen an Bord, Mr. Sparrow." Barbossa stand vor ihm und lachte breit. "Und Danke vielmals!" Dabei schwenkte er Emilys Medaillon vor seinem Gesicht hin und her. "Gentlemen", wandte er sich jetzt an seine Crew, "jetzt ist der Schatz unser!" Und die Crew fiel grölend ein . . .
Viel zu spät entdeckte die Crew der Black Pearl das Fehlen von Jack und Emily. Es war zu dunkel um zu erkennen was außerhalb des Schiffes geschah. Erst als der Morgen graute entdeckten sie die Mary, die unweit der Pearl trieb. Jack war nirgends zu sehen . . . Auch die kleine Miss schien wie vom Erdboden verschluckt. Ein Beiboot fehlte . . . So langsam dämmerte ihnen was geschehen war. Die Ankerkette war außer Kraft gesetzt, die Pearl ließ sich nicht steuern. Es würde dauern, bis sie wieder seetüchtig war. Gort fluchte. So würden sie Barbossa nie einholen. Was nützte ihnen da das schnellste Schiff der Karibik? So mussten sie hilflos mit ansehen wie die Mary langsam am Horizont verschwand . . .
Jack und Emily saßen an Deck der Dark Mary, Rücken an Rücken gefesselt, und hingen ihren Gedanken nach . . . Die Sonne schien heiß vom Himmel, die Luft flimmerte vor ihren Augen. Als Emily das Schiff erreichte war sie von einem Haufen finster aussehender Gestalten erwartet worden. Einer von ihnen hatte sie durchsucht. Sicher war das der Captain. Emily hatte ihn angestarrt. Er sah irgendwie anders aus als der Rest der Crew, vielleicht nicht ganz so heruntergekommen. Er trug einen langen Mantel mit einem glänzenden Gürtel. Außerdem einen großen Hut mit breiter Krempe und einer Feder. Sein Bart war struppig, seine Augen rot unterlaufen. Es hatte nicht lange gedauert, bis er das Medaillon entdeckt hatte. Emily hatte sich nicht gewehrt als er es von ihrem Hals gerissen hatte. Sie war wie gelähmt vor Schreck gewesen. Keiner hatte ihre Entführung bemerkt. Nun würde sie sterben, soviel war sicher. Da sah sie zu ihrer Überraschung Jack, der mit der Hilfe des Seils an Deck der Mary geklettert war. Nie hätte sie geglaubt, dass sie jemals froh sein würde ihn zu sehen. Leider hatte man auch ihn schon erwartet . . . und beide waren gefesselt worden. Sehnsüchtig hatte Emily zur Pearl hinüber geschaut. Ach, dort hatte man ihr Fehlen noch nicht einmal entdeckt . . . Gedämpfte Stimmen klangen herüber . . .
Emily wünschte, sie hätte England niemals verlassen. Zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit war sie von Piraten entführt worden. Nur war dieses Mal die Lage weit aus schlechter als das erste Mal. Diese Piraten hier schienen weitaus gnadenloser zu sein als die Besatzung der Pearl. Sie waren so, wie Emily sich Piraten immer vorgestellt hatten. Emily hatte Angst. Was hatten die Piraten mit ihnen vor? Soweit ihre Lage und ihr eingeschränktes Blickfeld es zuließ sah sich Emily zögernd um. Die Dark Mary war größer als Jack Sparrows Schiff. Ihr Rumpf war dunkel wie der der Pearl, alles in allem wirkte das Schiff unheimlich und düster. Emily schloss die Augen. Sie spürte Jack an ihrem Rücken und das war ihr merkwürdigerweise eine Beruhigung. Seine Finger lagen warm an ihren, ihrer beider Hände waren mit einem Strick gefesselt.
Auch Jack war in sich gekehrt. Er hatte es nicht geschafft, das Mädchen zu beschützen. Wie sollten sie nur aus dieser Lage wieder herauskommen? Was war mit der Pearl? Irgendetwas stimmte nicht, sonst hätte sie die Mary schon lange eingeholt. In diesem Moment fiel etwas Flauschiges vor Jacks Füße. Der zuckte zusammen und Emily schrie auf. Barbossas Männer lachten. Bei näherem Hinsehen entpuppte sich dieses Etwas als Barbossas Äffchen. Jack zuckte verächtlich mit den Schultern. Er kannte dieses verlauste Vieh noch von früher, aus der Zeit, als Barbossa und er noch gemeinsam gesegelt waren. Es schien schon ewig her zu sein . . . Doch dann hatte Barbossa sich von Jack getrennt, wollte nicht mehr unter seinem Kommando segeln . . . Und es hieß, er habe sich mit Iron Chain eingelassen. Aber das war nur ein Gerücht. Iron Chain war der berüchtigtste Pirat in der Karibik. Sein Name ließ jeden erschauern. Aber keiner schien ihn je gesehen zu haben. Oder hatte niemand eine Begegnung mit ihm überlebt? Vielleicht war er doch nur eine Legende . . .
Barbossa trat zu den Gefangenen. "Na, was willst du noch von uns? Den Schlüssel hast du doch." Jack zog die Mundwinkel hoch. Barbossa grinste. "Solche Gesellschaft ist selten bei uns an Bord." Dabei nickte er mit dem Kopf in Emilys Richtung. "Wenn Ihr also gestattet würde ich die junge Dame gern zum Essen einladen!" Die anderen Piraten lachten laut. Einer kniete sich jetzt neben Jack und Emily, löste die Fesseln und verknotete anschließend den Strick allein um Jacks Hände. Emily rieb sich die wunden Handgelenke. Flehend sah sie Jack an. 'Lass mich nicht mit den Piraten gehen', schien ihr Blick zu sagen. Jack wich ihrem Blick aus. Er wußte dass er schweigen musste, sonst würde er alles nur noch schlimmer machen. Er konnte nur hoffen, dass die Piraten Emily nichts antaten.
Emily wurde links und rechts von einem finsteren Kerl gepackt und unter Deck gebracht. Noch nie in ihrem Leben hatte sie solche Angst verspürt. Innerlich war sie wütend auf Jack, dass er nichts unternahm, dass er sie ihrem Schicksal überlies. Aber sie wußte, dass auch er nichts tun konnte, dass er genauso hilflos war wie sie selbst. Zögernd trat sie über die Türschwelle.
In Barbossas Gemächern war ein Tisch angerichtet mit den schönsten Speisen. Ein duftender Braten stand auf der Mitte des Tisches, mehrere Flaschen Wein waren aufgetafelt worden, nichts fehlte von allerlei Obst bis hin zu einem reich gefüllten Brotkorb. Der Tisch verbreitete einen verführerischen Duft. Wann hatte Emily das letzte Mal eine so gute Mahlzeit gesehen? Wie war Barbossa nur an all diese Köstlichkeiten geraten? Emily sah Barbossa ungläubig an. Wieso wollte er das alles mit ihr teilen? Dieser lachte. "Ich dachte, ich mache Euch noch diese kleine Freude in meiner grenzenlosen Güte. Lange werdet Ihr ohnehin nicht mehr leben. Eure Insel wartet schon." Wieder lachte er. "Insel?" "Aye, Insel!" Emily fragte nicht weiter. Ihr Verstand sagt ihr, dass es besser war, sie aß etwas, auch, wenn die Angst ihr die Kehle zuschnürte. Zögernd griff sie nach einem Stück Brot. Barbossa schien sich köstlich zu amüsieren. Er beobachtete genüsslich jede ihrer Regungen. Emily wagte kaum zu atmen. Für Barbossa schien dies hier ein schönes Schauspiel zu sein. Emily beobachtete ihn aus den Augenwinkeln. Triumphierend spielte er mit ihrem Amulett und ließ es durch seine Finger gleiten . . .
Die ganze Nacht saßen Emily und Jack gefesselt und schweigend unter Deck. Durch eine winzige Luke sah Emily die Sterne funkeln . . . Eine seltsame, wortlose Nähe war zwischen ihnen beiden entstanden. Ihre aussichtslose Lage vereinte sie. Als der Morgen graute hatte das Schiff scheinbar sein vorläufiges Ziel erreicht. "Land in Sicht" meldete der Ausguck. Die beiden Gefangenen wurden an Deck gebracht. Barbossa schien zufrieden. "Nun Miss", wandte er sich an Emily. "Es ist schade, so etwas Schönes so schnell wieder hergeben zu müssen. Aber wir können Euch nicht mehr brauchen. Ihr dürft aussteigen." Lautes Gelächter folgte auf Barbossas Ansprache. Die Piraten stimmten einen unheimlichen Chor an: "Ho ho ho ho . . . !" Emily sah Barbossa voll Abscheu ins Gesicht.
Jack stand regungslos an der Railing. Er sah Emily, sah wie sie zögernd die Planke betrat, langsam ein paar Schritte vorwärts ging, wie sie auf halbem Wege stehen blieb, sah, wie Einer von Barbossas Crew die Geduld verlor und mit aller Kraft der Planke einen Tritt gab. Er sah Emily straucheln, sah sie fallen und ins Wasser tauchen. Er hatte sich noch nie so hilflos gefühlt. Nervös zerrte er an den Knebeln. Die Piraten lachten. "Los, auch du, über die Planke", donnerte Barbossas Stimme. Jack ließ sich nicht schieben. Lieber sprang er selber. Er stieß sich kräftig ab und sprang kopfüber ins Meer. Die Fesseln bereiteten ihm einige Mühe zu Schwimmen. Als er wieder auftauchte dröhnte hinter ihm das Lachen der Piratenmeute.
Prustend tauche Jack auf und watete durchs seichte Wasser Richtung Insel. Einige Meter vor ihm war Emily schon am Ufer angekommen. Jacks Herz schmerzte. Durch seine Schuld waren sie in diese missliche Lage geraden. Schweigend beobachtete er Emily, wie sich im weißen Sand niederließ, den Saum ihres nassen Kleides auswrang und Barbossas Schiff nachstarrte. "Eigentlich ist es doch hier recht hübsch", scherzte er und lächelte sie an. Um nichts auf der Welt mochte er ihr zeigen, dass er sich Sorgen machte. Ach was, seine Crew würde kommen. Sie würde ihn nie im Stich lassen. Wenn sie denn noch dazu in der Lage war. Jacks Herz krampfte sich zusammen. "Die Sonne scheint, das Meer ist blau und Rum ist auch da." Erfreut griff Jack nach einer der Flaschen mit gelbbräunlichen Inhalt, die unter einer Palme im Sand lagen, zog den Korken heraus und nahm einen Schluck. Scheinbar waren sie nicht die ersten die hier unfreiwillig einen Zwischenstopp einlegen mussten. Emily sah Jack schweigend an. So richtig schlau wurde er nicht aus ihrem Blick. Dann erhob sie sich. "Kleiner Inselrundgang?" rief Jack ihr zu. "Nur zu!" Emily verzog säuerlich das Gesicht.
Zuerst lief sie eine Weile am Ufer entlang. Endloser weißer Strand, soweit sie auch schaute. Wie im Traum. Groß war die Insel nicht. Es dauerte nicht lange und Emily stieß auf ihre eigenen Fußspuren im Sand . . . sie hatte die Insel einmal umrundet. In ihrer Mitte wuchsen eine Menge Palmen. Sollte sie sich da hinein wagen? Emily überlegte. Eigentlich sah die Insel recht friedlich aus. Emily betrat das Innere der Insel und genoss den Schatten, den die Palmen spendeten. An einigen Palmen wuchsen Kokosnüsse. Na, verhungern würden sie wenigstens nicht. Viel gab es nichts zu entdecken außer Palmen aller Art. Eine verlassene Feuerstelle fand Emily. Und zu ihrem Schrecken auch ein Skelett. Dieser arme Schiffbrüchige hatte wohl keine Rettung erhalten. Emily erschauerte. Was würde mit ihr und Jack geschehen?
Sie gelangte an die Stelle zurück, an der sie gestrandet waren und ließ sich im weichen Sand nieder. Nicht weit von ihr stand Jack und kehrte ihr den Rücken zu. Emily seufzte. Als wäre nicht schon alles schlimm genug saß sie jetzt auch noch mit diesem Chaoten für unbestimmte Zeit auf einer einsamen Insel fest, ohne Essen, ohne Aussicht auf baldige Rettung. Großartig! Wenn ihr Vater sie so sehen könnte . . . und doch . . . Emily mochte sich nicht eingestehen, dass ein Teil von ihr die Situation genoss. So schnell war sie einfach so ins größte Abenteuer hineingeraten, auf der Suche nach einem Piratenschatz. Noch weniger mochte sie sich eingestehen, dass ihr die Gesellschaft von Jack Sparrow gar nicht so unangenehm war. Sie ertappte sich dabei, wie sie ihn beobachtete, als er, mit der Rumflasche in der Hand, gedankenverloren aufs Meer hinaus starrte. Er sah so ernst aus. So hatte sie ihn noch nie gesehen. Sicher hielt er Ausschau nach der Black Pearl. Seine Stiefel hatte er ganz in ihrer Nähe zum Trocknen auf zwei Stöcke gesteckt, seinen Mantel ebenfalls in die Sonne gelegt. Plötzlich stutzte sie. Neben ihr im Sand lag Jacks Kompass. Gedankenverloren griff sie danach und klappte ihn auf. Eigentlich sah er aus wie ein gewöhnlicher Kompass. Aber irgendwie machte Jack immer ein Geheimnis daraus. Die Nadel setzte sich zitternd in Bewegung. Emily wußte wie ein Kompass funktioniert. Und dieser funktionierte eindeutig nicht. Die Nadel schwankte und blieb dann stehen. Emily blickte auf. Sie wußte was sie sehen würde. Jack stand noch immer unverändert auf seinem Posten, ihr den Rücken zuwendend. Was hatte das zu bedeuten? Eine Weile starrte Emily auf die verharrende Nadel. Dann klappte sie energisch den Kompass zu.
Wie lange würden sie auf dieser Insel bleiben müssen? Die Crew würde sicher kommen und sie retten, versuchte sich Emily zu beruhigen. Und in der zwischen Zeit würde sie am Strand sitzen und nichts tun. Hier wirkte alles so friedlich nach all den Piraten und Aufregungen der vergangen Tage. Müde streckte sich Emily im weißen Sand aus . . . 'Emily die Piratin', dachte sie und lächelte. 'Was für ein Leben!' Emily träumte vor sich hin . . .
Sicher war sie eingeschlafen, denn als Emily die Augen wieder aufschlug sank bereits die Sonne am Horizont. Das Meer schimmerte in allen erdenklichen Rottönen . . . Emily konnte den Blick kaum abwenden. Schließlich erhob sie sich und machte sich auf die Suche nach Jack. Der Sand unter ihren bloßen Füßen war noch warm von der Hitze des Tages. 'Hoffentlich finde ich Jack bald', dachte Emily ein bißchen besorgt. Jetzt, da es dunkel wurde, wirkte die Insel doch ein wenig unheimlich. Er würde sie doch hier nicht allein zurücklassen? Nie hätte sie gedacht, dass sie Jack einmal so herbeisehnen würde. 'Jack, wo seid Ihr', flüsterte sie leise . . .
Schließlich fand sie ihn. Mit einer Rumflasche in der Hand saß er an einem Lagerfeuer und lächelte sie an. "Na, junge Dame, ausgeschlafen?" Emily ließ sich neben ihn in den Sand fallen. "Hier für Euch!" Jack drückte ihr eine Flasche Rum in die Hand. Zögernd nahm sie einen Schluck dieses feurigen Getränks und musste augenblicklich husten. Jack lachte. "Wie ich sehe, müsst Ihr noch viel lernen." "Unsinn!" antwortete Emily, und nahm tapfer noch einen Schluck. Vor Jack wollte sie sich keine Blöße geben. Eine Weile saßen sie schweigend nebeneinander und nippten ab und zu an ihren Flaschen. Der Rum machte Emily ganz wirr im Kopf. Inzwischen war es ganz dunkel geworden, die Sterne glänzten über ihnen. Emily begann zu frösteln. Sie rückte näher ans Feuer und saß nun ganz dicht bei Jack. Emily überlegte, ob sie etwas sagen sollte. Vielleicht würde Jack wütend werden? Oder er hatte gar keine Lust sich mit ihr, dem wohlhabenden 'Püppchen', zu unterhalten? Emily beobachtete Jack aus den Augenwinkeln. Dann nahm sie noch einen Schluck aus der Rumflache. "Die Pearl ist doch auf der Suche nach uns?" begann sie schließlich die Unterhaltung. Jack sah sie an. "Sicher, spätestens morgen früh ist unser Kurzbesuch hier zu Ende", scherzte er. "Genießt es lieber, so schnell werden wir nicht wieder eine ruhige Minute haben." Sicher hatte Jack recht. Sie sollte sich etwas ausruhen. Aber das war gar nicht so einfach, wenn so viele aufregende Dinge gleichzeitig geschehen waren. Emily betrachtete Jack verstohlen von der Seite. Es war schon eine irre Situation. Noch vor kurzem war sie auf einem feinen Schiff, beschützt von englischen Soldaten, auf dem Weg ins vornehme Port Kings gewesen. Und jetzt saß sie nach einigen abenteuerlichen Geschehnissen mit einem echten Piraten auf einer einsamen Insel fest. Eigentümlicherweise hatte Emily keine Angst. Nicht vor der Dunkelheit der Nacht, nicht vor der unheimlichen Umgebung, nicht vor dem Piraten neben ihr. Im Gegenteil. Jack beruhigte sie irgendwie. Seine Nähe tat ihr gut. Gedankenverloren betrachtete sie die Rumflasche in ihrer Hand. Dann nahm sie einen weiteren Schluck. Auch Jack schien sein Gegenüber zu beobachten . . .
"Wie seid Ihr eigentlich Pirat geworden?" nahm Emily das Gespräch wieder auf. "Das ist eine lange Geschichte", antwortete Jack, "und nicht unbedingt für die Ohren einer jungen Dame bestimmt." Er lachte. "Und habt Ihr es nie bereut, Euch nie nach einem normalen Leben gesehnt?" Emilys Blick ruhte bewundernd auf ihm. "Niemals!" Jack nahm einen Schluck Rum. "Für nichts auf der Welt würde ich meine Freiheit aufgeben." Seine Augen glänzten. Auch er rückte näher ans Feuer und sah ihr tief in die Augen. "Wasser unterm Kiel, den Wind im Gesicht, das ist mein Leben! Und ich glaube, Ihr seid mir gar nicht so unähnlich. Zumindest seid Ihr nicht das brave Töchterlein das Ihr zu sein vorgebt. Eine gewisse Neugier steckt auch in Euch!" Emily dachte über seine letzten Worte nach. Wahrscheinlich hatte er gar nicht so unrecht. Aber das hätte sie ihm gegenüber niemals zugegeben.
"Wie funktioniert Euer Kompass?" fragte Emily weiter. "Er zeigt nicht nach Norden, soviel ist sicher! Er ist kaputt." Jack lächelte. "Ich vertraue Euch", antwortete er. Deswegen verrate ich Euch ein Geheimnis." Emilys Blick hing gespannt an seinen Lippen. "Mein Kompass", fuhr Jack fort, "zeigt auf das, was wir uns am meisten wünschen auf dieser Welt!" Er neigte seinen Kopf in ihre Richtung. Seine Lippen waren jetzt ganz nah bei ihren. Emilys Herz klopfte wild. Seine Augen waren unergründlich. Emily dachte an den Kompass und daran, worauf er vorhin gezeigt hatte. Das konnte nicht stimmen, sicher erzählte Jack ihr nicht die Wahrheit. Denn dass, was sie sich am meisten wünschte, war die Rückkehr zu ihrem Vater, ein Leben in Port Kings. Sicher hatte sie Recht, der Kompass funktionierte nicht.
"Auf die Freiheit!" Jack hob seine Flasche, prostete ihr zu und trank die Flasche aus. Dann strich er ihr mit dem Zeigefinger über die Wange. Eine Sekunde. Eigentlich berührte er sie kaum. Emilys Verstand setzte sekundenlang aus. Jacks Augen verwirrten sie. Oder lag es am Rum? Jacks Kopf sank in den Sand, er war eingeschlafen. Aber Emily saß noch lange wach am Feuer, beobachtete den schlafenden Jack und ließ ihre Gedanken schweifen . . . zur Pearl, der Piratencrew, dem Schatz . . . Sollte sie Jacks Kompass noch einmal ausprobieren? Sicherlich hätte sie es getan, aber sie konnte ihn nirgendwo entdecken.
Als Emily erwachte lag Jack nicht mehr neben ihr. Er stand auf einem Hügel und blickte suchend aufs Meer hinaus. Seine Silhouette zeichnete sich deutlich vor dem blauen Himmel ab. Wie spät mochte es sein, Mittag? Die Sonne stand schon hoch am Himmel. Ganz still stand Jack da, seine langen Haare wehten im Wind . . . Plötzlich kam Leben in die erstarrte Figur. Emily sprang auf. Am Horizont waren dunkle Segel erschienen. Die Pearl war gekommen.
"Barbossa verfolgt uns nicht länger, sie sind auf dem Weg zum Schatz. Wir sind nicht mehr nützlich für sie." "Das denkt er!" Jack stand am Bug der Pearl und unterhielt sich mit Gort, dem ersten Maat. "Da wird er schön überrascht sein!" "Aber wie wollen wir sie jetzt finden?" fragte der Angeredete. Jack grinste. "Ich kenne die Karte auswendig! Und du vergisst das hier!" Er ließ seinen Kompass hin und her baumeln.
Der Wind frischte auf. Die Pearl kam gut voran. Alle Hände wurden gebraucht, Emily versuchte zu helfen, wo sie konnte. Wie selbstverständlich saß sie mit den Piraten an Deck beim Essen, half beim Ausrichten der Segel, schrubbte das Deck. Wie ein Teil der Crew. Fast erschrak sie bei diesem Gedanken. Ihr Kleid hatte sehr gelitten bei ihrem unfreiwilligen Ausflug auf die Insel. Es war nahezu unbrauchbar geworden. Aber unter Deck fanden sich ein paar Hosen die ihr passten und ein Hemd, das ihr nicht allzu weit war. Emily lachte. Zu gern hätte sie jetzt einen Spiegel gehabt. So langsam sah sie wie ein richtiger Pirat aus. Das hatte auch die Crew gemeint und ihr höchste Anerkennung ausgesprochen.
Am späten Nachmittag saß Emily auf einer Kiste an Deck, unbeachtet von allen anderen, und starrte gedankenverloren Richtung Bug. Dort stand, an die Railing gelehnt, der Captain und blickte aufs Meer. 'Ein Schilling für seine Gedanken', schoss es Emily durch den Kopf. Wie anders noch war er gestern zu ihr gewesen. Er hatte geredet, Geschichten erzählt, war witzig und charmant gewesen . . . Gestern war er ihr so nahe gewesen. Seit sie wieder an Bord der Pearl waren hatte er sie kaum noch beachtet. Er redete mit der Crew, vom Schatz, von Barbossa, die meiste Zeit aber war in sich gekehrt und schwieg. Aus Jack sollte jemand schlau werden. Emily versuchte an etwas anderes zu denken. Was ging sie Jack denn eigentlich an? Ihr Ziel war es, heil aus diesem Abenteuer herauszukommen und nach Port Kings zurückzukehren. Und dazu brauchte sie Jacks Hilfe. Weiter nichts. Sie löste ihren Blick von der Gestalt an der Railing.
"Na Kleines!" Long Pete trat neben sie und lächelte. "Schon eingelebt?" Emily lächelte zurück. Irgendwie waren sie gar nicht so schlimm, die Piraten. Eigentlich ganz menschlich. "Hier, für Euch!" Pete reichte ihr ein Stück Fleisch. Sowas war selten an Bord. Es war ein echtes Opfer für ihn. "Danke!" Mit Pete stand sie jetzt an der Railing, nicht weit von Jack entfernt, und schaute aufs Meer. Endloses Blau! Emily schloss die Augen und atmete tief ein. Sie spürte den Wind auf der Haut. Da war sie, die Freiheit! Hatte sie es sich so vorgestellt? Auf einem Piratenschiff?
Abends beim Würfeln mit den Piraten fühlte sie sich so wohl wie noch nie in ihrem Leben. So langsam hatte sie sich an ihre neuen Gefährten gewöhnt. Da war Pete, der lange dünne Kerl mit den blauen Augen. Ihn kannte sie bisher am besten. Und Matthew, er war wohl der Älteste in der Crew. Jim, der immer ein bißchen nervös war. Und Gort, der sich am wohlsten fühlte, wenn er in der Hängematte dösten konnte. Nach kurzer Zeit hatte sie die Tricks durchschaut und brachte ihre Mitspieler schier zur Verzweiflung. Die Crew brachte ihr Piratenlieder bei, die Emily lauthals mitsang. Erst spät ging sie in ihre Kammer, trotzdem stand sie zeitig auf. Der Morgen war die schönste Zeit an Deck. Innerlich hoffte sie, Jack anzutreffen, aber er war nirgends zu sehen. Die klare Morgenluft erfrischte sie. Tief atmete sie ein. So stand sie eine ganze Weile, ließ ihre Gedanken treiben und genoß die morgendliche Ruhe. Kleine Wellen tanzten am Heck . . .
Nach einer Weile gesellte sich Pete zu ihr. Er war in der kurzen Zeit ein Vertrauter, beinahe ein Freund geworden. Sofern man bei einem Pirat von Freundschaft sprechen konnte. "Na,schon wach?" "Wach und bereit für neue Abenteuer!" lachte Emily. "Verfolgen wir jetzt Barbossa zur Schatzinsel?" "Nein, tun wir nicht!" erklang da eine Stimme hinter ihnen. "Den lassen wir schön zappeln." Emily wand den Kopf und ihr Herzschlag setzte sekundenlang aus, wie immer, wenn sie in Jacks Augen sah. "Wieso denn das", machte sie schließlich ihrer Enttäuschung Luft.
Jack trat neben sie und schaute zum Horizont. Sein Blick war wie immer unergründlich. Man wußte nie, was er gerade dachte. "Er soll ruhig ein bißchen weichkochen", sagte er schließlich. "Ohne uns kann er sowieso nichts anfangen. Nicht ohne Euch." Er schaute Emily an. "Wir machen erst einmal einen kleinen Landgang in Tortuga. Der Rum ist alle." Pete grinste. Ohne Rum kein Schatz. Jack wußte, seine Crew brauchte mal ein bißchen Ablenkung in den Wirtshäusern von Tortuga. Die letzten Tage waren hart gewesen. Und der Schatz lief ihnen nicht davon. Sollte Barbossa schon mal die ganze Arbeit erledigen, sie würden schon einen Weg finden, ihn und seine Crew loszuwerden.
Die Mannschaft jubelte, als der bekannte Hafen Tortugas sichtbar wurde. Emily war ein bißchen mulmig zu mute. Würde sie jetzt ganz allein auf der Black Pearl bleiben müssen? "Was ist, Miss!" Jack sah Emily fragend an. "Wollt Ihr mit nach Tortuga kommen? Wenn es eigentlich auch kein Ort für junge Damen ist, so sollte keiner sterben ohne einmal den süß wallenden Duft Tortugas eingeatmet zu haben." "Allein?" Emilys ängstlicher Gesichtsausdruck streifte Jack. "Long Pete wird auf Euch acht geben." Emily zögerte. Sie hatte bisher noch nicht viel über Tortuga gehört. Einige der Crew von der Lady Catherine hatten manchmal davon erzählt. Emily hatte damals interessiert zugehört. Viel hatte sie nicht erfahren. Aber das wußte sie: Noch mehr Piraten. Betrunkene Seeleute. Schlägereien. Sollte sie nicht lieber an Bord bleiben? Der Gouverneur hätte niemals zugelassen dass sie sich an einen solchen Ort begab. Sie schwankte kurz. Aber dann siegte doch die ihr eigene Neugier. Sie gab sich einen Ruck. "Aye, Captain!" antwortete sie, und kletterte zu den anderen ins Beiboot. "Woher sollen wir wissen, dass sie nicht abhaut?" Jim beobachtete skeptisch, wie Emily neben Pete Platz nahm. "Das wird sie nicht! Ich vertraue ihr!" Jack sah Emily kurz in die Augen. Und da wußte sie, dass er Recht hatte.
Zögernd betrat Emily den Boden von Tortuga. Die Sonne sank schon. Bald würde es dunkel sein. Der glühende Himmel tauchte den Hafen in ein eigentümliches Licht. Emily sah sich ängstlich nach Pete um. Ja, er war noch da, ging direkt hinter ihr. Ein Teil der Crew war schon in den ersten Wirtshäusern verschwunden, sie, Pete, Gort und Jack gingen weiter und verließen das Hafenviertel. Neugierig sah sich Emily nach allen Seiten um. Überall torkelten Männer durch den Abend, sicherlich hatten sie schon reichlich Rum intus. Die Häuser wirkten schäbig und ungemütlich. Überall roch es unangenehm. Schweine liefen auf der Straße umher. Und trotzdem verströmte dieser Ort einen Hauch von Freiheit . . .
An jeder Ecke entdeckte Emily etwas Neues. Zu ihrer Überraschung sah sie auch Frauen vor den Wirtshäusern. Sie waren meist stark geschminkt und wirkten recht forsch und aufmüpfig. Zwei davon kamen jetzt auf die kleine Gruppe zu, eine Blonde und eine Dunkelhaarige. "Hallo Jack", rief die Blonde süßlich. "Hallo Giselle" antwortete dieser und versuchte zu lächeln. Die Frau verzog ebenfalls den Mund und im nächsten Moment krachte eine heftige Ohrfeige. Jack rieb sich die Wange. "Die hab ich nicht verdient" wandte er sich an die anderen. In diesem Moment holte die andere Frau ebenfalls mit ihrer Hand aus, Jack schaffte es allerdings, sich rechtzeitig zu ducken. "Schön euch wiederzusehen", rief er ihnen nach, als sie an ihnen vorbeigingen und verbeugte sich. Die Frauen kicherten.
Emily war überrascht. Jack war bekannt mit SOLCHEN Frauen. Sie biss sich auf die Lippen. Inzwischen hatten sie ein Lokal erreicht das Jack offenbar gefiel. Es sah nicht viel einladender aus als seine Vorgänger. Das Schild, dass über der Tür baumelte, war kaum noch zu lesen. Zögernd folgte Emily ihren Begleitern in die Gaststube. Jack schien hier bekannt zu sein, er nahm an einem vollen Tisch nahe der Tür Platz. Dort saßen Seeleute unterschiedlichster Herkunft, wie es schien. Und alle redeten laut durcheinander. Emily blieb zögernd stehen. Pete und Gort verzogen sich in eine ruhigere Ecke. Emily folgte ihnen. Jack hatte ihr eingeschärft, in ihrer Nähe zu bleiben. Das Lokal war voll und dämmrig. Es roch nach Rum und angebranntem Essen; alle redeten laut und grölten. Emily musste ihre Ellenbogen gebrauchen, um sich durch die volle Gaststube zu kämpfen. Eine Hand packte Emily hart am Arm. "Na, Püppchen, schon was vor?" Emily drehte sich um und schaute in ein schmutziges Gesicht mit gelb unterlaufenen Augen. "Na, wie wär's mit uns beiden?" Da stand Pete schon neben dem Mann. "Lass sie los!" donnerte er und hob seine Faust. "Schon gut!" Der Mann grinste breit. "Du warst wohl schneller!" Emilys Augen suchten Jack. Hätte er nicht einschreiten sollen? Aber er schien die Situation gar nicht bemerkt zu haben. Die Drei setzten sich an einen kleinen Tisch am Fenster. "Was trinken?" der Wirt baute sich groß vor ihnen auf. Pete bestellte 3 mal Rum. Emily verzog das Gesicht. Das konnte ja heiter werden.
Sie hatte sich so gesetzt, dass sie Jack genau beobachten konnte. Er allerdings schien schon vergessen zu haben, dass er in Begleitung da Lokal betreten hatte. Emily seufzte. Doch dann wurde sie abgelenkt. Das Lokal war voll der merkwürdigsten Menschen aller Rassen. Emily beobachtete staunend einen Schwarzen mit exotischem Turban. Er schien mit kostbaren Stoffen zu handeln. Jedenfalls hatte er eine Kiste neben sich stehen, die er nicht aus den Augen ließ. Aus ihr quollen Tücher aller Farben heraus. In einer anderen Ecke spielten einige Männer Karten. Dabei ging es sehr grob zu, es kamen schon mal die Fäuste zum Einsatz.
Der Wirt kam und brachte den Rum. Mit Todesverachtung nippte Emily an dem scheußlichen Getränk. Daran würde sie sich wohl nie gewöhnen. Jack war jetzt tief in ein Gespräch mit einem alten bärtigen Seemann versunken. Er hatte schon ordentlich Rum getrunken, wie es schien. Auch Pete und Gort wurden langsam lustig. Gort stimmte ein altes Piratenlied an, einige Männer am Nachbartisch fielen mit ein. Emily kam sich ziemlich überflüssig vor. Sollte sie lieber nach draußen gehen? Hier drin war es so stickig, sie sehnte sich nach frischer Luft. Aber wie sollte sie Pete und die anderen dann wiederfinden? Nein, besser sie blieb, wo sie war. Hier allein unterwegs . . . diesen Gedanken mochte Emily lieber nicht zu Ende denken.
Das Bild an Jacks Tisch hatte sich jetzt verändert. Eine Frau hatte sich dazu gesellt. Nach einigen Anstrengungen erkannte Emily in der dämmerigen Gaststube die blonde Frau von vorhin. Emily ertappte sich dabei, wie sie immer wieder hinschaute. Die eine Hand der Frau lag auf Jacks Schulter. Er schaute sie an. Jetzt graulte sie ihn unterm Kinn. Emily nahm einen großen Schluck Rum. Die Beiden hatten inzwischen einen anderen Tisch bezogen, saßen nun in trauter Zweisamkeit abseits von den anderen. Eifersüchtig starrte Emily in die Ecke, in der die beiden saßen. Jack schien sich prächtig zu amüsieren, er lächelte selig. Jetzt saß die Frau sogar auf seinem Schoß.
Pete und Gort waren aufgestanden und tanzten. Pete hatte Emily vorher versichert, dass er sie im Auge behielt und sie sich keine Sorgen zu machen brauche. "Na, Kleine?" Einer der Gäste kam zu ihrem Tisch, stützte die Ellenbogen auf und lachte Emily breit an. "Lass mich in Ruhe!" fauchte sie ihn an. "Sonst machst du Bekanntschaft mit den Fäusten meines Begleiters!" Dabei nickte sie mit dem Kopf in Petes Richtung. Dieser war schon aufmerksam geworden, bereit, einzugreifen. Aber der Mann zog schon ab. Pete lächelte bewundernd. Emily war schon ein starkes Mädchen, konnte sich selbst verteidigen.
Emily wünschte, sie wäre nicht mit nach Tortuga gekommen sondern auf der Pearl geblieben. Nun war es zu spät. Was bildete sie sich eigentlich auch ein. Jack war ein Pirat. Was wollte sie eigentlich? Sie wollte nach Port Kings, zurück in ihr altes Leben. Wenn das alles hier vorbei war, würde sie zu dem Mann zurückkehren, der immer ihr Vater gewesen war. Und der es auch immer sein würde. Sie würde das Leben leben, dass schon immer für sie vorgesehen gewesen war. Vielleicht würde sie eines Tages nach England zurückkehren. Und sie würde Jack nie wieder sehen.
Die Stimmung im Lokal wurde immer ausgelassener. Emily hatte keinen Blick mehr dafür. Finster starrte sie auf ihren Becher, bemerkte nicht einmal mehr die vielen begehrlichen Blicke, mit der sie die Männer ringsum betrachteten. Da erhob sich Jack und verließ Arm in Arm mit der Frau die Gaststube. Ohne sich noch einmal umzudrehen. Ohne sie eins Blickes zu würdigen. Emily starrte ihnen nach bis sie in der Dunkelheit Tortugas verschwunden waren . . .
Pete trat wieder an ihren Tisch und nahm einen Schluck aus seinem Becher. "Na, amüsiert Ihr Euch?" Emily hatte schlechte Laune. Grimmig sah sie Pete an. "Wo ist Jack?" fragte er. "Weg!" antwortete sie finster und nahm noch einen Schluck ihres feurigen Getränks. "Gegangen!" "Mhm", machte Pete. Er schien nicht verwundert. Sicher, er kannte Jack auch schon lange. Wahrscheinlich lief das hier immer so ab. "Können wir zurück? Ich hab genug von Tortuga gesehen!" Emily erhob sich und lief schnurstracks Richtung Ausgang. Wiederwillig folgten ihr Pete und Gort, nicht ohne vorher noch Emilys fast vollen Becher mit wenigen Zügen zu leeren.
Emily kämpfte sich vorbei an den vollen Tischen und war erleichtert, als sie die bedrückende Gaststube endlich hinter sich gelassen hatte. Die klare Luft kühlte ihr brennendes Gesicht. Spornstreich lief sie Richtung Hafen. "Was ist denn los?" Pete hatte sie eingeholt. Emily antwortete nicht. Sie schaute nicht nach rechts und nach links. Sie wollte nur eins, weg von hier.
Emily lag wach auf ihrem Nachtlager und betrachtete den Mond, der genau durch ihr Fenster schien. Ihr Herz tat ihr weh. Er hatte sie enttäuscht. Das war der Grund. Das sagte sie sich immer wieder. Sie hatte gedacht, er wäre anders. Er war ihr ein guter Freund geworden in der kurzen Zeit, in der sie ihn kannte. Sie hatte ihm vertraut. Aber wie es schien, war er genau wie alle Seeleute . . . wie alle Piraten.
Aber was ging sie das eigentlich an, was Jack in Tortuga trieb. War er deswegen weniger ein Freund? Es war doch allein seine Sache. Ihr Verstand sagte ihr, dass sie Recht hatte. Was änderte sich denn für sie? Nichts! Sie dachte an Pete. Er war doch auch ein Freund. Wenn es nun Pete gewesen wäre, der mit dieser Frau das Lokal verlassen hätte? Hätte es ihr da auch etwas ausgemacht? Wäre sie da auch so wütend, so enttäuscht gewesen? Sie konnte darauf keine Antwort finden . . . Emily drehte sich auf die andere Seite und versuchte zu schlafen. Aber die winzige Stimme, die aus dem letzten Winkel ihres Herzens sprach, wollte nicht verstummen . . .
Als Emily an Deck kam stand die Sonne schon hoch am Himmel. Sie hatte das Zusammentreffen mit Jack hinausgezögert, wusste nicht, wie sie ihm entgegentreten sollte. 'Ich werde ihn ignorieren' dachte Emily trotzig! "Guten Morgen, junge Dame!" Jack stand grinsend vor ihr. "Wie gefällt Euch Tortuga? Habe ich zuviel versprochen?" "Guten Morgen!" antwortete Emily spitz. "Ich habe mich selten so gelangweilt!" Jack zwinkerte sie an. "Ihr scheint Euch ja im Gegensatz prächtig amüsiert zu haben!" entfuhr es Emily unüberlegt. Wut und Eifersucht schwang in ihrer Stimme mit. Sie biss sich auf die Lippen. Nie im Leben sollte er erfahren, dass sie ihn beobachtet hatte! Jack wand sich von ihr ab und schaute hinaus aufs Meer. "Soso", sagte er. "Dann hat es Euch also nicht gefallen." Er lächelte zufrieden. Ihre Eifersucht schien ihn zu amüsieren. Ohne ihn noch eines Blickes zu würdigen rauschte Emily davon. Schmunzelnd sah er ihr nach . . .
Emily verzog sich zum Heck, starrte ins Wasser, hing ihren trüben Gedanken nach und war wütend auf sich selbst. Soviel Aufmerksamkeit hatte Jack gar nicht verdient. Er war ein Pirat, ein Taugenichts. "Pah, nicht so viel!" Emily schnippte ärgerlich mit den Fingern. Sie sollte lieber überlegen, wie sie zurück nach Port Kings kam. Denn wenn der Schatz erstmal gefunden war hatte sie nichts mehr in der Hand . . . Wer garantierte ihr, dass die Piraten sie dann nicht einfach irgendwo aussetzten würden sondern sie heil zurückbrachten. Piraten konnte man nicht trauen. Der Gedanke war ihr ein bißchen unheimlich. Sicher die Crew war nett zu ihr. Aber war das auch noch so, wenn sie ihre Schuldigkeit getan hatte? Emily beschloss, vorsichtig zu sein . . .
Den ganzen Tag versuchte sie, Jack auszuweichen. Aber gerade heute lief er ihr ständig über den Weg. Emily gab sich alle Mühe, ihn nicht zu beachten. Aber jedes mal grinste er sie an. Emily wurde immer wütender. Jack schien das nicht zu bemerken. Sie hätte sich nie auf diese Geschichte mit dem Schatz einlassen sollen. Sie war ja selber schuld, redete sie sich ein. Innerlich wusste sie aber, dass sie diese Wahl niemals gehabt hatte.
Wieder lag Emily wach in ihrer Kajüte und konnte nicht einschlafen. Sie beschloss, ein bißchen frische Luft zu schnappen, das würde ihr sicher gut tun. Auf nackten Füßen schlich sie zum Heck, unbemerkt von der Wache auf dem Mast. Sie wollte allein sein. Die Wache hätte vielleicht Alarm geschlagen und gedacht sie wolle fliehen. 'Mhm, wohin denn', dache Emily. Rundherum nichts als die schwarze See . . .
Sie stützte ihren Kopf auf die Hände und schaute ins schwarze Nichts. Die Wellen rauschten. Gleichmäßig. Eintönig. Sie verschlangen sie Schritte, die sich Emily jetzt näherten. Erst als ein Schatten auf sie fiel erwachte sie aus ihrer Erstarrung. Emily blieb das Herz fast stehen. Jack stand neben ihr. Das hatte ihr jetzt gerade noch gefehlt. Aber zur Flucht war es zu spät. Dieses Schauspiel wollte sie Jack nicht bieten. Schweigend blieb sie stehen, den Blick fest auf das Wasser gerichtet. Was würde jetzt kommen? Weitere spöttische Bemerkungen wie schon den ganzen Tag? Aber Jack sagte nichts. Schweigend stand er neben ihr und starrte ebenfalls ins Wasser. Verstohlen schaute Emily ihn von der Seite an. Er sah ungewöhnlich ernst aus. So standen sie eine Weile schweigend nebeneinander.
Emily hoffte, er würde etwas sagen. Irgendetwas, um die angespannte Stille zu durchbrechen, die zwischen ihnen lag. Oder sie müsste etwas sagen, müsste ihm ihre Enttäuschung an den Kopf werfen, ihre Wut an ihm auslassen . . . Aber dazu fehlte ihr der Mut. Was sollte Jack auch von ihr denken? War er ihr neuerdings Rechenschaft schuldig? Sie schluckte. Es war etwas Merkwürdiges mit Jack. In seiner Nähe war alles anders. Nie fühlte sie sich so sicher, wie wenn er dabei war. Alle Probleme schienen nur halb so groß bei ihm. Irgendwie konnte man ihm nicht lange böse sein . . .
Schließlich gab sie sich einen Ruck. "Schöne Nacht heute Nacht, was?" sagte sie möglichst keck, vermied es aber, ihn anzusehen. Statt dessen blickte sie krampfhaft ins Meer. "Könnt Ihr auch nicht schlafen oder wollt Ihr nur die Sterne bewundern?" "Wohl beides!" antwortete er leise ohne aufzublicken. "Und warum könnt Ihr nicht schlafen? Habt Ihr nicht Schlaf nachzuholen nach gestern Nacht?" "Wohl nicht so viel wie Ihr!" entfuhr es Emily unüberlegt. Sofort bereute sie, was sie gesagt hatte. Sie sah ihn von der Seite an. War er jetzt wütend? Nein, es schien nicht so. Jack lächelte. "Euch hat Tortuga wohl nicht besonders gefallen?" Emily biss sich auf die Lippen. Um nichts auf der Welt wollte sie Jack von gestern Abend erzählen. So schwieg sie. Wieder herrschte Stille zwischen ihnen. Emily wagte nicht, die Magie des Augenblicks zu zerstören, obwohl ihr tausend Fragen auf der Seele brannten. Sie standen an der Railing bis die Sonne aufging. Emily war müde und außerdem fror sie. Aber sie hätte um nichts auf der Welt den Platz neben Jack aufgeben wollen. Die Wut von gestern Nacht war verschwunden . . .
Als am Morgen das Leben auf Deck begann fühlte sich Emily merkwürdig ausgeruht und frisch, obwohl sie die ganze Nacht nicht geschlafen hatte. Der Himmel war strahlend blau, der Wind blies Emily ins Gesicht und sie ertappte sich bei dem Gedanken, dass sie sich wünschte, das alles würde nie vorbei gehen. Würden sie doch die Schatzinsel nie finden, Barbossa, sein Schiff und alles andere hinter sich lassen, einfach ins Blaue hineinfahren . . .
Doch es endete schneller als Emily gedacht hätte. Gegen Mittag kam Land in Sicht! Eine Insel. Und am Ufer ankerte die Dark Mary . . .
Es war soweit. Das Ziel war erreicht. Die Insel. Der Schatz . . . Emilys klopfte das Herz bis zum Hals. Plötzlich stand Jack neben ihr und lächelte triumphierend. "Na, Miss James, Lust auf einen kleinen Landausflug?" Einige Beiboote wurde zu Wasser gelassen. Im ersten nahmen Jack, Emily, Pete und John Platz. Pete ergriff die Ruder. Zwei Mann der Crew blieben an Bord, der Rest ruderte hinter ihnen. Emilys Aufregung stieg. Würden die den Schatz finden? Woraus würde er bestehen? Würde ihr Schlüssel funktionieren? Aber da waren auch noch andere Gedanken, die ihr durch den Kopf gingen. Sobald der Schatz gefunden war hatte sie ihre Schuldigkeit getan. Was würde dann werden? Würden die Piraten ihr Versprechen halten?
Inzwischen hatten Emily und die Crew das Ufer erreicht. Sie wateten durchs seichte Wasser, zogen die Boote an Land und versteckten sie in einer kleinen Seitenbucht. Nichts war zu sehen oder zu hören. Nur das Wasser rauschte, Wellen schlugen gleichmäßig ans Ufer. Sie mussten vorsichtig sein. Möglicherweise wurden sie erwartet. Soweit sie allerdings die Bucht einsehen konnten, waren keine menschlichen Spuren sichtbar. Keine Wachen, keine Feuerstelle, nichts. Die Mary schien verlassen, keine Menschenseele zeigte sich.
Die Bucht, an der sie angelegt hatten lag auf der Südseite der Insel. Laut Jack befand die Bucht mit dem Schatz auf der anderen Seite im Norden. Vor ihnen lag ein nahezu undurchdringliches Dickicht unberührter Natur. Wie sollten sie ohne Karte die Bucht finden? Hatte Jack die Karte wirklich so gut im Kopf? Mutlos und fragend sah die Crew ihren Captain an. Dieser griff nach seinem Kompass und klappte ihn auf. "Ihr habt das vergessen", sagte er und lächelte. "Damit kommen wir sicher spielend hier durch!" Erwartungsvoll ruhten nun alle Augen auf ihm. Jack starrte nachdenklich auf die Nadel. Er klopfte auf das Glas und drehte den Kompass in alle Richtungen. Irgendetwas schien nicht zu stimmen. Emily hatte es ja schon immer gewusst. Der Kompass war kaputt. Jack fluchte leise vor sich hin. Dann hob er den Zeigefinger. "Dalang!" kommandierte er. Er zog sein Schwert und hieb einen starken Ast ab, der vor seinem Gesicht hing. Die Crew folgte murrend. War das wirklich der richtige Weg? Es blieb ihnen keine Wahl. Mit gezogenen Schwertern und geschärften Sinnen folgten sie Jack in das grün wuchernde Dickicht.
Emily blieb keuchend stehen und rieb sich die Seite. So einen langen Marsch war sie nicht gewöhnt. "Na, Seitenstechen?" Gort sah sie grinsend an. "Na los, weiter!" Wie lange mochten sie schon gelaufen sein? Emily schaute durch das grüne Blätterdach. Die Sonne stand hoch am Himmel, es schien Mittag zu sein. Die Piraten waren auf der Hut, hinter jedem Baum witterten sie eine Falle. Aber alles blieb ruhig. Wie ausgestorben. Unheimlich . . .
Jack war still und in sich gekehrt. Was ging ihm wohl durch den Kopf? Emily betrachtete ihn nachdenklich. In dem Dickicht war es nahezu unerträglich heiß. Hoffentlich hatten sie das bald hinter sich . . .
Und wirklich, nach einem weiteren anstrengenden Marsch lichtete sich das Grün. Die Bucht musste ganz nahe sein. Die Luft roch nach Salzwasser, eine leichte Briese war spürbar. Aber wo war Barbossa und seine Leute? Sicher lauerten sie ihnen irgendwo auf, beobachteten sie und hatten wohl bemerkt, dass sie den Schatz nicht erreichen konnten. Oder vielleicht rechneten Barbossas Männer gar nicht mehr mit ihnen? Wie sollten sie auch wissen, dass Jack von der Insel hatte fliehen können. Und das sie die Insel auch ohne Karte gefunden hatten. Vielleicht saßen sie irgendwo in der Sonne und tranken Rum, um ihre Wut herunterzuspülen . . . Aber dann hätte man sie hören müssen. Emily glaubte nicht wirklich, dass Barbossa dachte, die Crew der Pearl würde den Schatz so einfach aufgeben . . .
Plötzlich kam Leben in die hinteren Reihen. Black Eye zeigte aufgeregt auf etwas. Die anderen blieben stehen. Auch Emily sah sich um. Was war denn los? Nicht weit von ihnen befand sich eine Höhle. Und dort schien sich etwas zu bewegen. Den Finger auf dem Abzug der Pistolen, die Hand am Griff der Schwerter, so pirschte sich die Gruppe heran. Ja, es war tatsächlich eine Höhle, am Rande der Bucht gelegen. Aber etwas anderes war noch interessanter. Denn in der Höhle saßen Männer. Eine größere Gruppe. Und einer trug einen großen Hut mit Feder . . . Barbossa und seine Crew. Und alle waren gefesselt. Jack und seine Männer trauten ihren Augen kaum. Vorsichtig traten sie näher. Es bestand kein Zweifel, die Männer waren wirklich Gefangene. Jack trat vor. "Na, hier drin auf Schatzsuche?", fragte er und grinste. "Schon fündig geworden?" Barbossa zog ein säuerliches Gesicht. "Man hat uns eine Falle gestellt", antwortete er grimmig. "Als wir hier ankamen wurden wir in einen Hinterhalt gelockt. Von Iron Chain . . . !" Bei der Erwähnung dieses Namens zuckten alle Anwesenden merklich zusammen. "Aber wie kommst du eigentlich hier her?" Plötzlich schien Barbossa sich daran zu erinnern, in welcher Situation er Jack zum letzten Mal gesehen hatte. Und das er nicht hier sein sollte. Nicht hier sein konnte . . .
Jack grinste. "Unterschätze nie Jack Sparrow!" antwortete er. Barbossa zog die Mundwinkel hoch. "Und wo ist Iron Chain jetzt?" fragte Jack. "Und wo ist der Schatz? Habt ihr ihn gefunden?" "Iron ist weg!" Barbossa schaute Jack grimmig an. "Mitsamt der Truhe. Der Schatz ist verloren!" "Er kann die Truhe gar nicht öffnen!" antwortete Jack. "Sie ist verflucht!" "Das ist richtig!" erklang da eine Stimme hinter ihm. Sie klang hohl und grausam. Jack drehte sich um und erstarrte. Seine Crew war überwältigt worden, nahezu lautlos, jeder wurde mit einer scharfen Klinge an der Kehle in Schach gehalten. Einschließlich Emily.
"Danke, Mr. Sparrow!" fuhr die Stimme fort und eine grausame Schadenfreude schwang darin mit. Ihr Besitzer trat jetzt aus dem Schatten der Bäume. Er trug einen langen schwarzen, abgetragenen Mantel und schien bis an die Zähne bewaffnet. Sein Gesicht entstellten zahlreiche Narben, auf der linken Seite trug er eine Augenklappe. Sein Mund war zu einem höhnischen Grinsen verzogen. Alle wussten, wen sie vor sich hatten. Es war Iron Chain, der berüchtigtste Pirat in der Karibik . . .
"Was für ein genialer Plan!" Iron Chain betrachtete zufrieden seine Gefangenen. Jack und seine Crew saßen gefesselt neben Barbossas Männern in der Höhle und wagten sich nicht zu rühren. Was für eine heimtückische Falle. Emily stand vor der Höhle inmitten von Irons Männern und wurde von ihnen festgehalten. Auch sie war gefesselt. Jack sah sie schweigend an. Ihre Augen trafen sich. In Emilys Gesicht stand pure Verzweiflung . . .
"Ja, was für ein großartiger Plan!" entgegnete da auf einmal eine andere Stimme. Eine Stimme voll Spott und Hohn. Jack wand sich jäh um und starrte Barbossa an. "Wie einfach und doch genial! Ich knüpfe euch die Karte ab, wir bergen den Schatz und teilen ihn!" Er schaute Iron Chain an. "Leider merkten wir fast zu spät, dass uns noch etwas fehlte. Etwas, dass noch in euren Besitz war. Aber wir hofften, dass ihr Jack doch gerettet hattet und früher oder später hier auftauchen würdet. Und so wollten wir vorbereitet sein. Iron versenkte sein Schiff . . . das hätte ihn verraten. Und als wir eure Segel am Horizont sahen, konnten wir die ganze Fesselszene vorbereiten. Ihr müsst zugeben, dass wir schlauer waren als ihr!" Er lachte schallend. "Nun mach uns schon los", wandte er sich jetzt an Iron. "Und dann lass uns von hier verschwinden!"
Jack und seine Crew wollten ihren Ohren nicht trauen. Dann war es also wahr. Barbossa hatte sich mit Iron Chain verbündet. Und sie waren darauf hereingefallen . . . Noch immer grinsend schaute Barbossa Iron Chain an und wartete. Doch Iron rührte sich nicht. Er stand scheinbar teilnahmslos da, drehte sein Schwert hin und her, die Sonne spiegelte sich in der blanken Klinge. Barbossa grinste Jack an. Gleich würde er befreit werden. Doch Iron tat nichts dergleichen. Statt dessen lachte er jetzt. Es war ein kaltes, hohles Lachen, dass alle erschauern ließ.
"Barbossa, du Narr!" sagte er schließlich und konnte nicht aufhören zu lachen. "Hast du wirklich geglaubt, ich will den Schatz mit dir teilen? Du bist noch dümmer als ich dachte." Sein Auge blitzte. "Vielen Dank für deine Hilfe!" fuhr er spöttisch fort. "Den Rest schaffe ich wohl allein. Du hast ja hier jetzt nette Gesellschaft." Er lachte ein unheimliches Lachen und seine Crew stimmt mit ein. Es war weithin zu hören.
Barbossa starrte ihn entgeistert an. Das war doch nur ein böser Traum. Iron konnte ihn doch nicht hier zurücklassen. Das bedeutete den sicheren Tod. Er lächelte gezwungen. "Bitte!", rief er. "Ich bin auch mit weniger als der Hälfte zufrieden. Wie wäre es mit 30 Prozent?" Iron lächelte noch immer und wandte sich ab. "20?" rief Barbossa. "10?" Iron steckte sein Schwert in die Scheide. "Macht das Schiff klar" ,wandte er sich jetzt an seine Männer. "Das Schiff?" fragte Barbossa ungläubig. "Dein Schiff?" "Nun, jetzt ist es mein Schiff!" erwiderte Iron spöttisch. Barbossas Gesicht war wie versteinert. Wie hatte er nur auf diesen Piraten reinfallen können? Wie hatte er nur mit ihm gemeinsame Sache machen können? Jetzt bereute er es bitterlich. Alle hatten ihn gewarnt . . . jetzt war es zu spät. Jetzt würden sie hier alle auf dieser Insel sterben. Irons Crew setzte sich in Bewegung. "Einen schönen Tag noch!" wandte sich Iron noch einmal an die Gefangenen. "Lange werdet ihr es bei der Hitze ohnehin nicht aushalten. Ohne Wasser." Spöttisch ließ er ein letztes Mal seinen Blick über sie schweifen. Dann wandte er seinen Blick wieder seiner Crew zu. "Ihr nehmt die Kiste. Und die Kleine kommt mit uns!" Damit fasste er Emily hart am Arm und zog sie mit sich fort. Jack sah ihnen verzweifelt nach . . .
Die Pearl lag, unweit der Mary, verlassen am Ufer der Insel. Irons Crew nahm Barbossas Schiff in Besitz. Die Truhe wurde an Bord gebracht, Emily unter Deck eingeschlossen. Dann wurden die Segel gesetzt, die Mary stach in See . . .
Keiner an Bord bemerkte die beiden Männer, die sich am Strand hinter einem Felsen verbargen. Es waren Matthew und Jim, die beiden Wachen von der Pearl. Sie hatten eine Zeit lang ihren Posten gehalten, da aber nichts zu hören und zu sehen war, hatten sie die Pearl verlassen und hatten sich am Strand ein bißchen umgesehen. Als sie diese fremden Piraten, die diese Truhe trugen, den Strand erreichten, hatten sie sich vorsichtshalber hinter dem Felsblock versteckt. Dann erkannten sie Emily bei ihnen. Da wussten sie, das etwas schiefgelaufen war. Sie wagten kaum zu atmen. Aber die fremden Piraten schienen sich für nichts weiter als für Barbossas Schiff zu interessieren. Erst als das Schiff die Insel verlassen hatten, wagten sie sich hervor. Sie mussten die anderen finden. Vielleicht waren sie noch am Leben. Jim und Matthew begaben sich in Richtung Wald. Das würde ein schweres Stück Arbeit werden, ohne Karte. Aber sie mussten es versuchen.
Derweil schien die Sonne gnadenlos in die Höhle, wo die Gefangenen saßen. Zwischen Barbossa und seinen Männern war ein heftiger Streit entbrannt. Die Crew war wütend auf ihren Captain, der sie in diese Lage gebracht hatte. Die Hitze und der Durst stachelte sie um so mehr an. Die Crew der Pearl schwieg. Jack starrte nachdenklich vor sich hin. Was mochte er denken? "War wohl doch keine so gute Idee, mit Iron gemeinsame Sache zu machen", sagte er schließlich zu Barbossa. "Du zahlst einen ziemlich hohen Preis für deinen Verrat!" Barbossa schwieg eine Weile. "Ja, die Gier", sagte er dann. "Die ist wohl jedem Piraten schon zum Verhängnis geworden. Iron sagte, er könne mir helfen, den Schatz zu bergen. Ich ließ mich darauf ein. Und dann gab es kein zurück mehr!" Jack sah ihn nachdenklich an. Die Sonne brannte heiß, die streitenden Stimmen wurden leiser. Alle in der Höhle wussten, dass dies ihr sicherer Tod war . . .
Matthew und Jim kämpften sich tapfer durch das grüne Dickicht. Allerdings war es leichter als erwartet, ihre Vorgänger hatten eine deutliche Spur hinterlassen. Was würden sie vorfinden? Sie wollten den Gedanken lieber nicht weiterdenken. Woher kamen die fremden Piraten? Und wo war Barbossa? Es war doch sein Schiff gewesen, mit dem die Piraten die Insel verlassen hatten.
Pete traute seinen Augen kaum. Narrte ihn die Hitze oder waren das wirklich Jim und Matthew, die da aus dem Wald traten? Er kniff die Augen zusammen. Die Beiden kamen auf die Höhle zu, riefen und winkten. Nein, es war kein Traum. Die Crew der Pearl empfing sie mit Jubel, soweit sie dazu noch fähig waren. Das war ihre Rettung. Die Beiden waren also nicht geschnappt worden. Jetzt konnten sie die Verfolgung aufnehmen. Noch war der Schatz nicht verloren. Die Pearl war das schnellste Schiff, sie konnte die Dark Mary locker einholen. Ihr Kampfgeist, fast vollständig erloschen, flammte wieder auf.
Jack hatte ähnliche Gedanken. Sie mussten die Mary einholen. Sie würden einen Kampf nicht umgehen können. Sie würden mehr Männer brauchen, wenn sie gegen Iron Chain bestehen wollten. Matthew und Jim lösten die Fesseln ihrer Gefährten. Barbossas Crew fluchte. "Lasst uns hier nicht zurück", flehten sie. "Wir werden alle sterben. Wir werden euch gute Dienste leisten!" Barbossa schwieg. Jack brauchte nicht lange überlegen. Sie hatten keine andere Wahl. "Befreit sie!" befahl er seinen Männern. Dann kniete er sich neben Barbossa und hielt ihm sein Schwert an die Kehle. "Wage es ja nicht, mich wieder betrügen zu wollen. Ich habe etwas gut bei dir. Bei deiner Ehre!" Barbossa nickte. "Abgemacht!" antwortete er. "Bei meiner Ehre!" Dann hieb Jacks Schwert Barbossas Fesseln entzwei.
Emily saß unter Deck der Dark Mary und weinte. Nun war alles verloren. Sie würde ihren Vater nie wieder sehen. Und Jack. Die Piraten würden sie töten. Und niemand würde je erfahren, was mit ihr geschehen war . . . Die Tür wurde aufgerissen, derbe Hände packten sie und zerrten sie an Deck. Dort war, wie es schien, die ganze Crew versammelt. Der Captain, Iron Chain, musterte Emily mit gierigen Blicken. Dann wandte er sich an seine Gefolgsleute. "Männer", begann er feierlich, "wir waren schlauer als alle, schlauer als Barbossa, schlauer als Sparrow. Schlauer als damals der legendäre Snake. Er hat damals die Gemeinschaft verraten. Und das ist nun unser Glück. Wir haben den Schatz. Und wir haben den Schlüssel. Jetzt ist der Moment gekommen, den Schatz von seinem Fluch zu befreien!"
Er zog das Medaillon hervor und hielt es triumphierend in die Höhe. Die Piratenmeute jubelte. Iron Chain reichte das Medaillon Emily, deren Fesseln gelöst worden waren. Emily zuckte zusammen, als das kalte Schmuckstück ihre Handfläche berührte. Sie wusste, dass es sich nicht öffnen ließ. Sie hatte es schon so oft versucht. Sie zog halbherzig an dem kleinen Haken der das Medaillon verschloss. Doch was war das? Mit einem leisen Klicken öffnete sich der Deckel . . . Emily starrte auf das Medaillon in ihrer Hand.
"Die hundert Jahre sind um!" hauchte Iron ihr ins Ohr. "Genau jetzt!" Die Männer verrenkten sich die Hälse, jeder wollte den kostbaren geheimnisvollen Inhalt sehen. Iron griff zu und hielt eine kleine Pergamentrolle in die Höhe. Die Crew sah ihn zweifelnd an. Das war der Schlüssel?
Feierlich faltete der Captain den Zettel auseinander und hielt ihn Emily vors Gesicht. "Lest vor!" befahl er Emily. Diese zögerte. Wenn sie die Formel gesprochen hatte würde sich die Truhe öffnen. Und dann würden die Piraten sie töten. Iron Chain kannte keine Gnade, soviel war sicher. Wortlos stand sie vor den Piraten, die sie erwartungsvoll anstarrten. "Los, lest!" donnerte Iron und packte sie hart am Arm. "Warum sollte ich das tun", schrie Emily. "Lest es doch selber!" "Der Fluch kann nur von einem direkten Nachkommen von Dark Jim gelöst werden! Und das seid Ihr und nicht ich! Also tut mir den Gefallen!" Emily sah ihn voll Abscheu an! "Nein, das werde ich nicht tun! Ihr werdet mich sowieso töten!" Sie wusste selbst nicht woher sie den Mut nahm zu wiedersprechen. Iron kam näher. Sein vernarbtes Gesicht war ihr jetzt ganz nahe, sein kaltes Auge funkelte. "Weil," antwortete er, "wir alle erdenklichen Methoden kennen, Euch dazu zu zwingen. Und glaubt mir, dann werdet ihr Euch wünschen Ihr hättet es niemals darauf ankommen lassen! Und jetzt sprecht die Formel!"
Das Pergament verschwamm vor Emilys Augen. Ihr Herz machte einen jähen Sprung. Sie sah etwas, dass die Piraten nicht sehen konnten, da sie im Gegensatz zu ihr mit dem Rücken zum Heck standen. Und was sie sah ließ in ihr wieder Hoffnung aufkommen. Es waren die dunklen Segel der Pearl.
Jack stand schweigend am Steuerrad der Pearl und hatte den Blick stur auf den Horizont gerichtet. Die Pearl fuhr unter vollen Segeln. Sie mussten die Mary so schnell wie möglich einholen. Die um Barbossas Männer erweiterte Crew hatte alle Hände voll zu tun. An Deck herrschte ein geschäftiges Treiben, laute Rufe erschallten. Barbossa selbst stand an der Railing und schaute grimmig aufs Meer. Jetzt musste er wieder die Befehle von Jack Sparrow befolgen. Was für eine Erniedrigung. Er presste die Lippen fest aufeinander. Im Grunde seines Herzens wusste er aber, dass Jack ihn vor dem sicheren Tod gerettet hatte. Wenn auch nicht ganz selbstlos so war er doch dieses Risiko eingegangen. Er seufzte. Da meldete der Ausguck die lang ersehnte Nachricht: am Horizont war die Mary zu sehen . . .
Die Pearl kam keine Minute zu früh in Sicht. Eben als Iron Emily erneut, und zum letzten mal mit Worten, auffordern wollte, die Formel zu sprechen, entdeckte einer seiner Männer das Schiff, dass sich ihnen näherte. Iron ließ von Emily ab und kniff sein Auge zusammen. Es war zweifelsfrei die Pearl. Wie hatten sie es verdammt nochmal geschafft von der Insel zu fliehen? Iron fluchte vor sich hin . . . Aber jetzt tat schnelles Handeln not. "Das Mädchen", schrie er. "Bringt sie unter Deck! Setzt das letzte Segel. Schnell!" Die Mary hatte keine Chance gegen die schnelle Pearl. Während Emily hastig wieder in ihr altes Gefängnis zurückgebracht wurde holte sie immer mehr auf. Iron erkannte es mit jähem Entsetzten.
Aber noch war nichts verloren. Sie würden kämpfen. Er war der Herrscher der karibischen See. Und niemand würde ihn besiegen. Schon gar nicht Jack Sparrow mit seinen paar Männern. Er grinste zufrieden. Er würde sie entern. Die Pearl war nicht schlecht, wie es schien. Sie war verdammt schnell . . . Die Crew würde er beseitigen. Er hätte sie gleich töten sollen. Nur war der Gedanke an einen qualvollen Tod zu verlockend gewesen. Nun, diesen Fehler würde er nicht noch einmal machen. "Macht die Kanonen klar, bringt die Truhe unter Deck!" rief er seinen Männern zu. Und dann leiste zu sich selbst: "Komm nur, Jack Sparrow. Heute ist ein guter Tag zum Sterben!"
Auch an Bord der Pearl war die Anspannung deutlich zu spüren. Sie durften sich keinen Fehler erlauben, soviel war sicher. "Ladet die Kanonen!" rief Barbossa, ganz in seinem Element. Jack hatte ihm diese Verantwortung übertragen. Besondere Umstände erforderten besondere Maßnahmen. "Alle Mann auf ihre Posten!" Jack steuerte die Pearl direkt auf die Dark Mary zu. Der Wind peitschte ihm um die Ohren. Bald würden sie das Schiff erreichen. Sie durften ihm keine Breitseite bieten, sonst würden sie eine leichte Beute sein.
"Wenden!" schrie Iron. Sein erster Maat zog das Steuerrad herum, die Mary drehte sich um 90 Grad. Die beiden Schiffe lagen jetzt Seite an Seite. "Feuer!" schrie Iron. "Feuer!" schrie auch Barbossa. Kanonenschüsse krachten. Einige gingen daneben und klatschten ins Wasser. Aber einige trafen auch ihr Ziel. Splitternd riss eine Kugel ein Loch in den Rumpf der Pearl und erschütterte des ganze Schiff. Aber auch die Mary blieb nicht verschont. Die Schiffe schienen umeinander zu tänzeln wie zwei bissige Hunde. Keiner wollte das jeweils andere Schiff zerstören, oder gar versenken. Jedenfalls noch nicht.
Der Abstand wurde immer geringer. An der jeweiligen Railing standen bis an die Zähne bewaffnete Piraten und beobachteten ihr Gegenüber misstrauisch . . . weitere Schüsse der Kanonen trafen den hinteren Mast der Mary und einen Teil der Kajüten der Pearl. "Fertig machen zum Entern!" rief Iron. Ein Teil seiner Crew warf ihre Enterhaken in Richtung Pearl. "Wir bekommen Besuch!" schrie Barbossa. "Denen werden wir einen freundlichen Empfang bereiten!" Er zog sein Schwert. Und die Crew tat es ihm gleich.
Emily hörte die Kanonenschüsse krachen, spürte, wie die Mary getroffen wurde. Ihr fensterloses Gefängnis verwehrte ihr jeden Blick nach draußen. An Deck herrschte ein Höllenlärm. Konnte es die Pearl tatsächlich mit Iron Chain aufnehmen? Ein wilder Kampf tobte an Deck der Pearl. Zur Überraschung von Irons Männern war die Crew der Pearl viel größer als erwartet. Barbossa! Wie kam er denn hier her? Hilfesuchend schauten die Männer zur Mary zurück. Hatte es Iron schon bemerkt? Auf so eine Gegenwehr waren sie nicht vorbereitet gewesen.
Wie lange mochte der Kampf der beiden Schiffe schon dauern? Emily wußte es nicht. Es schien ihr wie eine Ewigkeit. Da ertönte ein Krachen hinter ihr. Ihre verschlossene Tür zerbarst, eine Hand griff nach ihrer Hand und wollte sie mit sich fortziehen. "Nein!" schrie Emily und versuchte sich loszureißen. Da blickte sie auf und ihre Hand erschlaffte. Es war Jack. Er war gekommen um sie zu retten. Eine jähe Freude durchzuckte sie. Aber nein. Jack war ja immer noch hinter dem Schatz her, und dieser war immer noch verflucht. Er brauchte sie. "Komm, schnell!" rief er ihr zu. Emily griff nach Jacks Hand, diesmal freiwillig, und folgte ihm an Deck.
Im Getümmel hatte keiner gemerkt, dass Jack ein Seil der Enterhaken ergriffen hatte. An Bord der Mary hatte er versucht, so wenig wie möglich Aufmerksamkeit zu erregen. Alle Augen waren auf die Pearl gerichtet, immer mehr von Irons Männern wurden hinübergeschickt. Jack hatte sich fieberhaft umgeschaut. Wo würde man auf der Mary am ehesten einen Gefangenen hinbringen? Ungesehen hatte er es geschafft die Treppe, die unter Deck führte zu erreichen. Er begegnete keiner Menschenseele . . . Er war auf Irons Kajüte gestoßen, hatte einen Blick hineingewagt. Ein sehr lohnender Blick wie es schien . . .
Iron fluchte. Es stand schlecht um seine Männer. Die Crew der Pearl war ihnen haushoch überlegen. Woher kamen die vielen Männer? Aber noch etwas war viel schlimmer als diese Tatsache. Sein Schiff sank, die Pearl musste es empfindlich getroffen haben. Langsam zwar, das Leck musste winzig sein. Er musste den Schatz auf der Pearl in Sicherheit bringen. Er zuckte zusammen, als Barbossas kleiner Affe ihn streifte. Wütend trat er nach ihm. Als er sich umwand sah er etwas, dass keinesfalls dafür geeignet war seine Laune zu heben. Er erblickte Jack Sparrow, der soeben das Deck betrat, an seiner Hand das Mädchen. Wütend zog er sein Schwert.
Jack sah sich suchend an Deck um. Wo konnte Iron den Schatz hingebracht haben? Eine bessere Gelegenheit würde nie wieder kommen. Da stellte sich ihm jemand in den Weg. Irons Klinge glänzte in der Sonne. Emily schrie auf. "Bleib hinter mir!" befahl ihr Jack. Dann zog er ebenfalls sein Schwert. Die Klingen trafen klirrend aufeinander. "Ich hätte dich auf der Insel töten sollen!" schrie Iron Chain grimmig. "Das hast du leider versäumt!" antwortete Jack. "Jetzt werde ich DICH töten!"
Die Kampfhandlungen auf der Pearl hatten jäh ausgesetzt. Alle, Freund und Feind, standen an der Railing und starrten auf die beiden Piratenkapitäne, die verbissen an Deck der Dark Mary miteinander kämpften. Die Sonne sank bereits . . . Emily wagte nicht hinzusehen. Sie stand an der Treppe, die Finger ins Holz gekrallt, und hörte das Klirren der Schwerter . . .
"Du bekommst meinen Schatz nicht!" schrie Iron. Er griff nach seiner Pistole. Iron war für eine Sekunde abgelenkt. Jack hob sein Schwert und zerschlug das Seil, welches das Segel noch am zerborstenen letzten Mast hielt. Iron blickte auf . . . die sinkende Sonne traf ihn mit voller Wucht ins Auge. In diesem kurzen Moment holte Jack aus . . . und stach zu . . . und traf Iron mitten ins Herz! Er strauchelte . . . hob sein Schwert . . . funkelte Jack grimmig an . . . und fiel dann rücklings auf das Deck der Mary. Jack streckte Emily seine Hand entgegen! "Schnell, komm! Wir müssen hier weg! Das Schiff sinkt." Emily erwachte aus ihrer Erstarrung. Sie faste Jacks Hand. Mit einem letzten suchenden Blick, die Truhe war nirgends zu sehen, griff Jack nach einem Seil. Emily schlang ihre Arme um seinen Hals. Mit ihr im Arm am Seil hängend sprang Jack schließlich von Bord der Mary . . .
Irons Crew stand wie versteinert. Ihres Captains beraubt war auch ihr Kampfeswille, durch die Übermacht der Pearl schon angegriffen, erloschen. Ergeben ließen sie ihre Schwerter fallen. Sie konnten nur auf die Gnade der Pearl hoffen. Gnade, die sie nicht gewährt hatten . . . Barbossa streckte Jack die Hand entgegen und half ihm und Emily an Bord. Er lächelte breit. Jack lächelte zurück. Vielleicht wurde ja doch noch ein gutes Team aus ihnen. Und sei es auch nur für diesen einen Tag . . . "Und der Schatz?" Die Crew sah Jack fragend an. "Verloren!" antwortete Jack. Dann grinste er und griff sich an die Brust. In seinem Mantel steckte eine Karte, die er aus Irons Kajüte mitgenommen hatte. Eine Schatzkarte . . .
Emily stand neben Jack an der Railing und schaute zusammen mit der Crew der sinkenden Mary zu. Barbossa trat zu Jack. "Der Schatz ist hin!" sagte er bedauernd. "Nun werden wir nie erfahren, was sich in der Truhe befand. So kurz davor ihn zu verlieren ist schon eine Schande!" Er seufzte. Ein zustimmendes Kreischen erklang von Barbossas Schulter. Dorthin hatte sich der Affe gerettet. "Ja, dieser Schatz ist verloren", antwortete Jack. Sinnend starrte er vor sich hin. "Aber vielleicht ein anderer gefunden . . . " Aber das murmelte er nur ganz leise vor sich hin . . .
Die Sonne versank blutrot im Meer, als die Dark Mary zusammen mit dem verfluchten Schatz von Dark Jim langsam in dem Fluten versank. Aber ihr sterbender Captain hob mit letzter Kraft eine Hand, die Hand, die die Pistole hielt, und drückte ab. Ein Schuss krachte. Und er erreichte sein Ziel. Getroffen sank Jack neben Emily zu Boden . . .